
Memory gegen Demenz: HTWD-Student gewinnt Entwickler-Wettbewerb von Apple
Hendrik Schulke gehört zu den Gewinnern der Swift Student Challenge 2025 von Apple
Mit seiner App will der Medieninformatiker die Erfahrungen von Menschen mit Demenz nachempfinden lassen. Sein Memory-Spiel „Dementi“ besteht aus 16 Bildern. Allerdings vertauschen sich alle drei Züge die Bilder im Hintergrund, sodass es passieren kann, dass man das falsche Bild umdreht. Die App richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, um ihnen die Krankheit verständlicher zu machen. „Mit der App möchte ich auf spielerische Weise zeigen, wie alltägliche Aufgaben zur Herausforderung werden und so Verständnis und Empathie für die Betroffenen schaffen“, so Schulke.
Für seine Idee wurde Hendrik Schulke auf der Entwicklerkonferenz Worldwide Developer Conference 2025 (WWDC) ausgezeichnet. Der 25-Jährige studiert an der HTWD Dresden Angewandte Informatik in der Studienrichtung Medieninformatik und beginnt demnächst seine Masterarbeit. Er schrieb die Anwendungen während eines Auslandssemesters in Vietnam.
Im Interview erzählt er, wie es mit der prämierten Anwendung weitergehen soll, und warum er jedem empfehlen würde, sich auf jeden Fall neuen Herausforderungen zu stellen.
Können Sie das Spiel „Dementi“ kurz beschreiben?
Das „Spiel“ würde ich eher als Erfahrung bezeichnen, da es zwar die üblichen Charakteristiken eines Memory-Spiels aufweist, jedoch mehr als ein reiner Zeitvertreib ist. Es besteht aus einem 4 mal 4 Memory-Satz, der eigentlich von jedem Nutzer einfach gelöst werden sollte. Ich stelle das Memory immer als Demenz-Test vor, der die geistige Leistung des Nutzers testen soll. Was der Nutzer aber nicht weiß: Die Felder im Hintergrund wechseln ständig ihre Position. Das macht das Memory deutlich schwieriger zu lösen.
Was ist das Ziel des Spiels?
Der Nutzer soll an sich selbst zweifeln sowie Gefühle von Frustration verspüren. Es soll ihm unangenehm sein, sichtlich einfache Aufgaben nicht erledigen zu können. Diese Gefühle sind bei Demenzpatienten häufig vorhanden, vor allem wenn diese zwischendurch klarere Momente haben. Diese Gefühle auch selbst zu verspüren, ermöglicht es nahestehenden Personen, mehr Verständnis und Empathie für Demenzerkrankte aufbringen zu können.
Warum richtet es sich besonders an Kinder?
Demenz ist ein sehr ernstes und vor allem für junge Menschen schwer nachvollziehbares Thema. Diese sehen sich häufig erstmals damit konfrontiert, wenn z.B. die Großeltern erste Symptome zeigen. Es ist schwer nachzuvollziehen, warum sich diese auf einmal anders verhalten und dass es nicht böse gemeint ist, wenn sie den eigenen Namen plötzlich vergessen. Vor dem Hintergrund meiner ganz persönlichen Erfahrung möchte ich für mehr Verständnis sorgen. Das Design der App ist sehr farbenfroh gestaltet und wird von kleinen, süßen Gehirngrafiken durchzogen. Diese begleiten die Kinder und Jugendlichen auf ihrer Reise durch die App und lassen das ganze Thema weniger bedrückend wirken.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Ich würde behaupten, für die meisten Menschen in meinem Alter gibt es einen zentralen Grund: Beobachtungen im eigenen Verwandtenkreis, die das Thema auf einmal ganz präsent machen. So habe auch ich Anzeichen bei meiner Großmutter bemerkt, aufgrund derer ich mich mit dem Thema beschäftigt habe. Allerdings konnte ich wenige Angebote auf einer emotionalen, statt sachlichen Ebene finden und wollte mit „Dementi“ solch ein Angebot schaffen.
Wie kam es dazu, dass Sie sich für den Wettbewerb beworben haben?
Ich habe mich schon seit zwei Jahren für die Challenge interessiert, allerdings nie die Zeit gefunden, um daran teilzunehmen. App-Entwicklung finde ich spannend – vor allem im Apple Kosmos. Die Idee, mit der ich dieses Jahr teilgenommen habe, trage ich allerdings schon seit vielen Monaten im Kopf. Da ich nächstes Jahr mein Studium beenden werde, war dies meine letzte Chance teilzunehmen und so habe ich mich im Auslandssemester in Vietnam an die Umsetzung meiner Idee gemacht.
Wie geht es weiter?
Ich war in den USA und habe dort eine unfassbar intensive Zeit genossen. Mit zahlreichen Ideen, Eindrücken und vor allem auch Kontakten bin ich zurückgekehrt und möchte meine zahlreichen Hobby-Projekte weiter umsetzen und verbessern. Nach meinem Masterabschluss kann ich mir eine weitere Beschäftigung in der Apple/iOS Welt gut vorstellen und prüfe aktuell die Berufsaussichten.
Was sind Ihre nächsten Ziele mit der App?
Ich möchte mein Konzept NGOs vorstellen. Mit dem Feedback, das ich von den Praxispartnern erhalte, kann ich das Erlebnis verbessern und im App-Store für die Angehörigen von Betroffenen zur Verfügung stellen. „Dementi“ soll ein niederschwelliges Informationsangebot sein, das für mehr Aufklärung und Verständnis sorgt.
Wie fühlt es sich an auf der WWDC ausgezeichnet zu werden?
Es ist eine absolut einmalige Erfahrung, die mich fachlich und vor allem persönlich enorm nach vorne gebracht hat. Ich habe tiefe Einblicke in die Apple-Welt erhalten, sehr viel fachliches Wissen mitgenommen und wundervolle Menschen getroffen – sowohl Mitarbeiter und Gäste als auch andere Studierende aus der ganzen Welt. Von überraschenden persönlichen Gesprächen mit CEO Tim Cook bis hin zu tosendem Applaus während der Keynote – es waren Erlebnisse, die ich mir nicht erträumt hätte. Mit unfassbar viel Inspiration und Motivation komme ich wieder zurück nach Deutschland und bin so froh, die Energie investiert zu haben. Das kann ich auch allen Interessierten empfehlen: Springt über euren Schatten und macht mit! Ihr werdet unfassbar viel lernen und vielleicht seid ihr dann nächstes Jahr auch vor Ort im Herzen von Apple!
Über die Swift Studien Challenge: Swift Student Challenge – Apple Developer