SINS Tagung

Saxony5-Fachtagung „Schweinehaltung“ und Abschlussveranstaltung des EIP-Agri-Projektes „SINS Sachsen“

Neben dem Auftreten von Schwanz- und Ohrverletzungen im Zuge von agonistischen Verhaltensweisen ist in den letzten Jahren ein Entzündungs- und Nekrosesyndrom beim Schwein (Swine Inflammation and Necrosis Syndrome, SINS) in den Fokus des Interesses gerückt. Die dabei zu beobachtenden Läsionen können außer im Schwanz- und Ohrenbereich auch an Kronsaum, Ballen, Sohlen, Gesäuge, Nabel und Gesicht beobachtet werden. Sie treten ohne das Zutun anderer Schweine auf und können nicht allein durch Technopathien erklärt werden. In einem EIP-Agri-Projekt der HTW Dresden, der Sächsischen Tierseuchenkasse (TSK), der Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Sachsen e.V. (IGS) sowie Schweine haltenden Kooperationsbetrieben wurde im Bereich des Entzündungs- und Nekrosesyndroms in sächsischen Schweinehaltungen geforscht.

Ca. 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Bereichen Landwirtschaft und Veterinärmedizin – sowohl aus der Praxis als auch von Behörden – und Interessierte aus den vor- und nachgelagerten Bereichen der Agrarwirtschaft folgten am 27. September 2022 der Einladung in das Rittergut Limbach bei Wilsdruff.

Die Moderation der Fachtagung übernahm Prof. Dr. Markus Freick, Professor für Tierzucht und Tierhygiene an der HTW Dresden, der das Projekt „Saxony5“ vorstellte sowie die sehr gute Zusammenarbeit zwischen der IGS, der TSK und insbesondere den Kooperationsbetrieben im EIP-Agri-Projekt hervorhob. Die Mitwirkung an einem solchen Projekt unter den derzeit sehr schwierigen Bedingungen in der deutschen Schweinehaltung kann keinesfalls als selbstverständlich angesehen werden. Der erste Referent, Dr. Eckhard Meyer, Referent für Schweinehaltung am Sächsischen Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Geologie sprach zur Thematik „Zukunftsfähige Schweinefütterung!?“. Er stellte Betrachtungen zur Fütterungstechnik im „Stall der Zukunft“ an, besprach die Ableitung einer bedarfsgerechten Faserversorgung und stellte die steigenden Ansprüche an die Fütterung hinsichtlich tierischen Leistungen, Tiergesundheit, Beschäftigung und Umweltrelevanz heraus. Dipl.-Ing. agr. Andrea Friebe, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HTW Dresden, präsentierte wesentliche Ergebnisse des von ihr durchgeführten Projektes „SINS-Sachsen“. Sie ging insbesondere auf das Vorkommen von Entzündungen und Nekrosen bei Saugferkeln, deren Einflussfaktoren und ihre Bedeutung für die Aufzucht- und Mastperiode ein. Auch der Einfluss ausgewählter Futterparameter auf Lebenstagszunahmen und SINS wurde treffend dargestellt. Während der für zahlreiche Fachgespräche genutzten Kaffeepause konnten sich die Teilnehmer bei Johannes Dietz und Dr. Björn Fischer (Evonta Technology, Dresden) zum Prototyp eines teilautomatisierten SINS-Detektionssystems für Saugferkel informieren und diesen auch vor Ort begutachten. Ziel ist hierbei ein objektives, Beobachter unabhängiges Scoring der verschiedenen Körperregionen beim Saugferkel. Philipp Austermann von der Firma GITES GmbH (Sassenberg) referierte zur „Bedeutung und Möglichkeiten zur Stärkung der Darmfunktion in der Tierernährung“, wobei er insbesondere auf die Einsatzmöglichkeiten und Effekte speziell konzipierter Huminsäuren einging. Im Anschluss stellte Frau Dr. Helga Vergara, Schweinegesundheitsdienst der TSK Sachsen, die „Ergebnisse der Risikoanalysen in sächsischen Schweinebeständen im Rahmen des SINS-Projektes“ vor. Ihr Vortrag beschäftigte sich u.a. mit Effekten des Platzangebotes, der Fütterungsvariante, der Tränkwasserversorgung und des Stallklimas auf das Auftreten von Schwanz-, Ohr- und Flankenläsionen. Abschließend beleuchtete Frau Stefanie Nuphaus, M. Sc. agr. (Fa. TOPIGS, Senden) das Thema Schwanzverletzungen aus züchterischer Sicht in ihrer Präsentation „Reduktion von Schwanzverletzungen – Chancen und Möglichkeiten der Zucht“. Obwohl Merkmale des Verhaltens und der Tiergesundheit geringe Erblichkeitsgrade aufweisen, lohnt eine züchterische Bearbeitung dennoch. In ihrem Schlusswort dankte Rita Blum von der IGS allen Teilnehmern für ihr Kommen und lobte die konstruktive Zusammenarbeit der Projektpartner im gemeinsam durchgeführten EIP-Agri-Projekt, fand aber auch mahnende Worte im Hinblick auf die Zukunft der sächsischen Schweineproduktion.

Dank gebührt allen, die zum Gelingen dieser Tagung beigetragen haben, insbesondere den Referentinnen und Referenten, Prof. Dr. Knut Schmidtke (Leiter des Saxony5-Co Creation Lab „Landwirtschaft und Biodiversität“) und Nico Beier (Projektmanager Saxony5) für die finanzielle Unterstützung sowie allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die interessanten Diskussionsbeiträge.