Blick in die Ausstellung Zwinger Xperience
Schloesserland Sachsen/Thomas_Schlorke
Blick in die Ausstellung "Zwinger Xperience". Studierende der HTW Dresden haben die Modelle zu den Visualisierungen erstellt.
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Zeitgeschichte digital erlebbar machen - Studierende der Informatik visualisieren die Geschichte des Zwingers

Ende Juni öffnete im Dresdner Zwinger die neue Ausstellung „Zwinger Xperience – Macht. Epochen. Dimensionen. Eine Zeitreise.“ Die multimediale Ausstellung zeigt die Entstehungsgeschichte des Dresdner Zwingers anhand von immersiven und interaktiven Visualisierungen, wie beispielsweise einem Audiosystem, Leinwandprojektionen und verschiedenen Medienstationen.

Die Modelle zu den Visualisierungen wurden von Studierenden und Mitarbeiter:innen der Medieninformatik der HTW Dresden erstellt. Unter Leitung von Dr. Markus Wacker, Professor für Computergrafik, entwickelten sie 14 sehr detailreiche Modelle von Zwingerbauten (von dem ersten Orangerie-Entwurf von August dem Starken über Anlagenentwürfe von Matthäus Daniel Pöppelmann und Zacharias Longuelune bis hin zu solchen von Gottfried Semper), die nun in der Ausstellung zu sehen sind.  Doch nicht nur das. Die Forschungsgruppe Drematrix um Professor Markus Wacker war von Beginn an gemeinsam mit der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (SBG) in die Konzeption und wissenschaftliche Aufbereitung der Ausstellung involviert. Ausgehend von Plänen zum Beispiel aus dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen wurden in intensiven regelmäßigen Treffen die Ideen entwickelt und in einem selbst entwickelten Dokumentationswerkzeug (DokuVis) aufbereitet. So führte eine Forschergruppe im Vorfeld eine Machbarkeitsstudie durch, in der sie untersuchten, inwiefern sich der Ansatz, historische Gebäude virtuell zu rekonstruieren, für eine Museumpräsentation eignet. Diese bildete den Grundstein für die multimediale Zwinger-Ausstellung, die nun von der Agentur mbox Berlin umgesetzt wurde.

Die Zusammenarbeit mit der SBG läuft bereits seit mehr als zehn Jahren und begann mit ersten Visualisierungen für das Dresdner Nymphenbad. Seitdem haben rund 30 Studierende und Mitarbeiter:innen an dem Projekt gearbeitet und modelliert. In dem Studienfach „Fortgeschrittene Modellierung und Visualisierung“ setzten sie sowohl gebaute als auch nie verwirklichte Zeitschnitte des Dresdner Zwingers im dreidimensionalen Raum um und ermöglichen so greifbare historische Einblicke in die Entwicklungs- und Baugeschichte des Zwingers. Diese Arbeiten sind in die aktuelle Ausstellung miteingeflossen.

Ein neues Dokumentationswerkzeug macht die Quellen für digitale Rekonstruktionen zugänglich

„Die digitale Rekonstruktion von Bauwerken gewinnt in den Geisteswissenschaften zunehmend an Bedeutung. Mittlerweile bilden die digitalen Geisteswissenschaften (Digital Humanities) sogar einen eigenen Forschungsgegenstand. Für Experten stellen dreidimensionale, digitale Rekonstruktionen ein neues Forschungswerkzeug dar, das zur Gewinnung neuer Erkenntnisse beiträgt. Die finalen Modelle bieten außerdem eine gute Möglichkeit, Forschungsergebnisse und Zustände auch für Laien anschaulich und verständlich zu präsentieren.“, erläutert Professor Wacker. Allerdings gibt es noch Handlungsbedarf in der Dokumentation solcher Rekonstruktionen. „Es ist wichtig, dass sowohl Laien als auch Experten unterscheiden können, welcher Teil der Rekonstruktion auf Fakten oder hergeleitetem Wissen beruht und welcher rein hypothetisch ist. Die verwendeten Quellen und das von den an der Rekonstruktion Beteiligten eingebrachte Wissen müssen also umfassend dokumentiert und im Projekt zugänglich gemacht werden.“ Dafür entwickelte Jonas Bruschke von der Forschungsgruppe Drematrix ein eigenes Dokumentationswerkzeug. DokuVis soll in der Zukunft auch für Besucher zugänglich gemacht werden. Sie sollen dann können genau nachverfolgen können, welche Visualisierungen tatsächlich auf verlässliche Quellen zurückgehen und welche eher auf Spekulationen beruhen. Der Informatiker forscht im Rahmen des Projektes IDOVIR bis 2023 von der DFG gefördert weiter. Das begonnene Forschungswerkzeug soll generalisiert und für viele Anwendungsfelder erschlossen werden, so dass viele Forscher:innen einen leichten Zugang zur Dokumentation ihrer Arbeit bekommen.

Weitere Visualisierungspojekte

Die Drematrix-Gruppe ist auch in die Ausstellung „Bellum et Artes – Sachsen und Mitteleuropa im Dreißigjährigen Krieg“ involviert, die in der vergangenen Woche im Grünen Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen eröffnet wurde. Die Teammitglieder Stefan Neubert und Claudia Bergmann entwickelten die Medienstationen für die Visualisierungen des Gesamtverlaufs des Dreißigjährigen Krieges und programmierten die interaktive Datenbank zu den Wegen von Künstlern und Kunstwerken in den Wirren des Krieges und den Jahrzehnten danach. Spannende Geschichten zu den Lebenswegen der Künstler und den zum Teil verschlungenen und ereignisreichen Wegen der Kunstwerke können auf diese Weise entdeckt werden.

Und das nächste Visualisierungs-Projekt der Informatiker:innen ist auch bereits fast abgeschlossen: Mitte August wird die Gewehrgalerie im Schloss eröffnen, wo die Studierenden in Medienstationen die Funktionsweisen von verschiedenen Schlosstypen sichtbar machen.

Die Projekte werden am Zentrum für Angewandte Forschung und Technologie e.V. umgesetzt.

Mehr über die Ausstellung: www.zwinger-xperience.de

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