Fakultät Informatik/Mathematik

Das Bild zeigt eine Steppenlandschaft im Hintergrund sind die Ruinen einer alten Stadt zu sehen, im Vordergrund ein Camp aus zahlreichen mongolischen Jurten
Michael Bommhardt-Richter

Mongolei-Exkursion 2024

Zeitraum: 21.07. - 04.08.2024

Anmeldung geöffnet!

Archäologische Exkursion in die Mongolei 2024

Für den Zeitraum vom 21.07.-02.08.2024 (Termin unter Vorbehalt) ist erneut eine Exkursion zur Teilnahme an archäologischen Forschungen in der Mongolei geplant. Die Arbeiten vor Ort sind in eine Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI), der Nationaluniversität der Mongolei in Ulaanbaatar (NUM) und der Mongolischen Akademie der Wissenschaften (MAW) eingebettet.

Ziele und Themen der Exkursion

Während der Exkursion erhalten die Teilnehmenden die Möglichkeit an den Arbeitsprozessen der archäologischen Forschung teilzunehmen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Archäoinformatik, der angewandten Informatik in der Archäologie. Geplante Aktivitäten währender Exkursion sind:

  • Befliegungen und Aufnahmen von kleinen und großen Fundorten
  • Erstellen von 3D-Modellen (Funde im Karakorum-Museum, Wallanlagen im Gelände)
  • Einsatz von Bodenradar zur nicht-invasiven archäologischen Erkundung
  • Einsatz von VR-Anwendungen im Museum
  • Durchführung von archäologischen Feldbegehungen und Vermessungsarbeiten
  • Besuch an der NUM, Vorstellung von Projekten der Archäoinformatik
  • Kulturprogramm, Besuch im Nationalmuseum

Vorbereitungstreffen

Vor der Exkursion, am Beginn des Semesters werden ein bis zwei Vorbereitungstreffen stattfinden. Die Teilnehmenden erhalten hier einen ersten Einblick in die Landeskunde, die archäologischen Forschungen des DAI in der Mongolei und ggf. die Möglichkeit erste eigene Erfahrungen im Fliegen und der Datenaufnehme mit Multicoptern zu sammeln. Zudem werden die individuellen Projekte der Teilnehmenden vorbesprochen.

Betreuung der Exkursion

PD Prof. Dr. Marco Block-Berlitz (Fakultät Informatik/Mathematik)
Prof. Dr. Martin Oczipka (Fakultät Geoinformation)
Dr. Hendrik Rohland (Fakultät Informatik/Mathematik)

Freie Plätze

Jeweils 5 Studierende der Fakultäten Informatik/Mathematik und Geoinformation der HTW Dresden.

Kosten

Die Kosten pro Person belaufen sich auf ca. 1600 €, ein Teil der Summe kann ggf. über Stipendien finanziert werden (Informationen folgen).

Anmeldeformular

Interessierte tragen sich bitte in unten stehendes Formular ein. Die Anmeldung ist zunächst unverbindlich. 

Persönliche Daten

Eindrücke der vorangegangenen Exkursionen

Archäoinformatik-Exkursion der HTW Dresden in die Mongolei 2022

Im Juli und August diesen Jahres reiste eine Gruppe von Studierenden der Fakultät Informatik/Mathematik in die Mongolei. Die Teilnehmer:innen der Exkursion nahmen an den archäologischen Ausgrabungen und Forschungen der Mongolisch-Deutschen Archäologischen Expedition im Tal des Flusses Orkhon teil. Während der Exkursion arbeiteten die 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unterschiedlichen Projekten an der Schnittstelle zwischen Archäologie, Informatik und Fernerkundung.  

Ziel der Exkursion war das Tal des Flusses Orkhon, zu Füßen des Khangaj-Gebirges. Die Region ist von besonderem historischen und archäologischem Interesse, denn sie war in den letzten zweieinhalb Jahrtausenden wiederholt die Wiege und das Zentrum großer Nomadenreiche, von denen die Geschichte Eurasiens und der Welt entscheidend mitgeprägt wurde. Aufgrund dieser welthistorischen Bedeutung ist die Region als UNESCO-Weltkulturerbestätte anerkannt. Bis heute finden sich hier zahlreiche, hervorragend erhaltene archäologische Denkmäler aus den verschiedensten Epochen, darunter aus der Altsteinzeit, der Bronze- und Eisenzeit, dem Hunnenreich, den alttürkischen Reichen, dem Uighurenreich, dem großen Monglenreich und dem Mandschureich. Besonders interessant sind die beiden Stadtruinen von der altuighurischen Hauptstadt Karabalgasun und der Hauptstadt des Mongolenreiches, Karakorum. Beide Anlagen werden seit über 20 Jahren von der Mongolisch-Deutschen Expedition erforscht. Partner dieser Expedition sind die Mongolische Akademie der Wissenschaften (MAW), das Deutsche Archäologische Institut (DAI) und die Nationaluniversität der Mongolei (NUM). Die HTW unterstützt die Forschungen und die Präsentation der Ergebnisse seit 2018 mit ihren Kompetenzen aus (Medien-)Informatik (Prof. Block-Berlitz) und Geoinformation (Prof. Oczipka). Aufbauend auf dieser Kooperation werden seit 2020 im Rahmen des Internationalisierungsprojektes Future.EAST, gefördert durch den DAAD, zwischen HTW und NUM gemeinsame Studienangebote der "[Archäoinformatik](t3://page?uid=5560)" erarbeitet und angeboten.  

Nach der langen Flugreise von Frankfurt nach Ulaanbaatar wurden die Studierenden von Dr. Hendrik Rohland (HTW/DAI) in Empfang genommen. Nach einigen kurzen Besorgungen am Stadtrand von Ulaanbaatar ging es direkt aufs Land. Angekommen im Tal des Orkhon - einer besonders bedeutenden und archäologisch reichen Landschaft in der Zentralmongolei. Ein Teil der Gruppe blieb in Karakorum um dort im Museum zu arbeiten, der andere Teil fuhr weiter zum Grabungscamp der Expedition bei Karabalagsun.  

Am ersten Tag der Exkursion stand die gemeinsame Besichtigung der Stadtruine von Karakorum, des buddhistischen Klosters Erdene Zuu und des Karakorum-Museums, wo die archäologischen Funde aufbewahrt und präsentiert werden, auf dem Programm. Am zweiten Tag begann die Arbeit an den Projekten. Die Gruppen in Karakorum beschäftigten sich mit der photogrammetrischen 3D-Dokumentation von Fundobjekten aus dem Depot des Museums. Verschiedene Softwarepakete und Algorithmen zur Rekonstruktion von 3D-Modellen aus Fotoserien wurden getestet und ein intuitives Benutzerinterface entwickelt. Zugleich erarbeiteten die Gruppen einen Workshop für die Mitarbeiter:innen des Museums und die mongolischen Archäologie-Studierenden, der mit großem Erfolg durchgeführt wurde. Eine zweite Gruppe arbeitete an einem Prototypen eines virtuellen Museumsführers, der mithilfe von Augmented Reality archäologische Funde und historische Überlieferungen direkt an den Ausgrabungsstätten erlebbar und nachvollziehbar machen soll.  

Währenddessen arbeitete die Gruppe in Karabalgasun im Bereich der Fernerkundung. Neben den beiden großen Stadtruinen im Orkhontal exisitiert dort noch eine Vielzahl weiterer archäologischer Fundstätten, die mit diesen in Verbindung stehen, darunter Bestattungsplätze, kleinere Befestigungsanlagen, Alt-Äcker und weitere Spuren historischer Landschaftsnutzung. Zum Verständnis der historischen Kulturlandschaft sind genaue Messdaten dieser Denkmäler, zum Beispiel Form digitaler Geländemodelle notwendig. In diesen Modellen lassen sich selbst leichteste Unebenheiten des Geländes erkennen. So werden nahezu verschwundene Wälle, Gebäudegrundrisse oder Ackerfurchen wieder sichtbar gemacht. Für solche genauen Messungen waren noch vor wenigen Jahren teure Laserscanner notwendig. Heute können, dank photogrammetrischer Verfahren (Structure-from-Motion) mithilfe handelsüblicher Multicopter mit Kameras hochauflösende 3D-Modelle zu geringen Kosten generiert werden.  

Eine weitere wichtige Methdode des archäologischen Erkenntnisgewinns sind neben Ausgrabungen auch Feldbegehungen: um das Ausmaß und das Fundspektrum einer Fundstelle abzuschätzen, wird die Fläche in einem regelmäßigen Raster begangen. An der Oberfläche entdeckte Fundstücke werden markiert und später eingemessen, fotografiert, beschrieben und in eine Datenbank eingegeben. Diese bildet die Grundlage für die weitere Analyse und Interpretation der Funde. Eine Gruppe der Exkursion arbeitete, basierend auf Vorarbeiten in vorangegangenen Projektseminaren, an einer App, die diese  Datenerhebung unterstützen und bescheunigen soll. Dabei wurde ein Mobilgerät mit einem Differential-GPS verbunden, das von der App aus direkt bedient werden kann. Die Anwendung fasst alle Schritte von der Einmessung des Fundortes bis zur Fundbeschreibung zusammen und ermöglicht direkt im Feld das Erstellen einer Funddatenbank, die sofort für weitere Analysen verwendet werden kann.  

Nach nur vier Tagen wechselten die Gruppen zwischen Karakorum und Karabalgasun, damit alle Teilnehmer:innen auch in die anderen Projekte hineinschnuppern konnten. Auch im Grabungscamp wurde weiter an der Erstellung von 3D-Modellen sowohl von Funden als auch der freigelegten Befunde auf der Ausgrabung gearbeitet.  

Im Anschluss brach die Exkursion zum nächsten Ziel auf, der weiter nördlich im Orkhon-Tal gelegen Hunnen-zeitlichen Palastruine "Luut Khot". Angesichts der sehr unwegsamen Straßen und einer langwierigen Fährüberfahrt über den Orkhon musste ein Teil der Exkursion leider auf halber Strecke zurückbleiben. Die Teilnehmer:innen nutzten die Gelegenheit, die Landschaft auf eigene Faust zu erkunden. Nachdem ein kleines Team die Stadtruine erreicht und die nötigen Messungen erfolgreich durchgeführt hatte, trafen sich Alle wieder im malerisch gelegenen Jurten-Hotel am See Ögij Nuur. Hier wurde gemeinsam der letzte Abend in der mongolischen Steppe begangen. Am nächsten morgen brach die Exkursion zur letzten Etappe in die moderne mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar auf.  

In Ulaanbaatar präsentierten die Teilnehmer:innen die Ergebnisse ihrer Projektarbeiten im Rahmen eines gemeinesamen Workshops  mit Studierenden und Professoren der Nationaluniversität der Mongolei. So wurden die Survey-App, Grundlagen der Fernerkundung mit Multicoptern, die Verwendung von Virtual Reality im Museum, und die 3D-Dokumentation von Fundmaterial mittels Structure-From-Motion vorgestellt. Im Rahmen des Workshops stellten auch die mongolischen Kollegen und Studierenden ihre eigenen Arbeiten vor, wie zum Beispiel "Virtual Karakorum", eine Virtual-Reality-Anwendung, die den Benutzer ins altmongolische Karakorum des 13. Jahrhunderts zurückversetzt.

Zuletzt blieb noch ein Tag Zeit für's Sightseeing und die selbstständige Erkundung der mongolischen Haupstadt, bevor die Teilnehmer:innen die Rückreise nach Deutschland antraten. Damit endete eine spannende und produktive Zeit, in der viele Projekte durchgeführt wurden und viele Begegnungen zwischen deutschen und mongolischen Studierenden, Professor:innen, Forschenden und Museumsmitarbeiter:innen stattfanden. Diese - durch die Corona-Pandemie um zwei Jahre verspätete - Exkursion im Rahmen des Projektes hat es allen Kooperationspartnern ermöglicht, einen Eindruck vom großen Potenzial der Zusammenarbeit zu bekommen. Sowohl von Seiten des Karakorum-Museums als auch der Nationaluniversität der Mongolei wurde der Wunsch betont die Zusammenarbeit fortzuführen und zu vertiefen.

Auf den Seiten der Nationaluniversität der Mongolei ist ebenfalls ein Bericht über den Besuch der HTW-Exkursion mit weiteren Bildern erschienen: Bericht auf den Seiten der NUM.

Nach der Rückkehr nach Dresden freut sich das Team auf den bevorstehenden Gegenbesuch einer Exkursion mongolischer Studierender im November diesen Jahres.