Der Tutor Paul Ebert mit Wald im Hintergrund
Marianne Ebert

Interview mit einem Tutor

Der ehemalige Student Paul Ebert teilt in diesem Interview seine Erfahrungen als Tutor an der Fakultät Maschinenbau der HTW. Erfahrt, welche Möglichkeiten und Herausforderungen mit der Tätigkeit verbunden sind und wie sich die Arbeit als Tutor*in gestalten kann.

Ich war nur eine kurze Zeit, ca. zwei bis drei Monate, Tutor. Ich habe in der Gruppe, die für die Erstsemester zuständig war, mitgearbeitet.

Professor Naumann hat eine Rundmail geschickt, in der er angesprochen hat, dass Tutoren gebraucht werden. Als ich diese Mail gesehen habe, dachte ich mir, dass das doch etwas für mich wäre. Ich wusste von einigen Tutorien, habe diese aber nicht wahrgenommen.

Wir haben eine WhatsApp Gruppe erstellt und besprochen, was wir machen wollen. Am Anfang haben wir uns mit Professor Naumann getroffen und gemeinsam überlegt, welches Konzept wir entwickeln. Zu Beginn war es so, dass die Studenten uns schreiben, welche Probleme und Fragen sie haben. Später hatten wir die Idee, dass wir regelmäßig Termine zu den Fächern anbieten, bei denen wir aus eigener Erfahrung wussten, dass es Probleme geben könnte. Das umfasste neben Mathe die anspruchsvolleren Fächer wie technische Mechanik, Physik und Elektrotechnik.

Eher weniger. Ich hatte eine ziemlich gute Lerngruppe, mit denen das Lernen super geklappt hat. Lediglich in Mathe haben wir das Tutorium bei Frau Kohl besucht. Das war immer sehr gut und hilfreich. 

Wir haben uns am Angang unseren Stärken entsprechend eingeteilt. Es gab drei Personen, die technische Mechanik gemacht haben. Ich war mit einem weiteren Tutor für die Elektrotechnik zuständig und „Darstellende Geometrie“ wurde von einem Doktoranden übernommen.

Jeder hatte einen festen Termin pro Woche, an einem Tag wurde technische Mechanik besprochen und Elektrotechnik an einem anderen. Die Anfragen waren nicht so groß, aber es sind immer Studenten zu den Tutorien erschienen.

Ja, es festigt natürlich ungemein. Erst dann hat man es wirklich bis ins kleinste Detail verstanden. Man hat ein Thema ja auch erst dann richtig verstanden, wenn man es vollständig mit eigenen Worten wiedergeben kann.

Ja, ich habe schon mal als Nebentätigkeit Unterricht gegeben. Unter anderem war ich als Gitarrenlehrer tätig und habe einem Mittelschüler Nachhilfe gegeben. Deshalb wusste ich, dass ich das kann und habe es mir dementsprechend auch zugetraut.

Meine Soft Skills habe ich verbessert. Zum Beispiel mein Einfühlungsvermögen, zu sehen, was derjenige jetzt braucht. Und auch die Kompetenzen, die man bis vor dem Studium gar nicht hatte.

Ich war am Anfang schon sehr aufgeregt. Es war eine sehr große Anspannung da und man kam am Ende aus dem Tutorium so gestresst wie nach einer Prüfung. Es kommen ja auch Fragen auf einen zu, die willkürlich sind und wenn man die Antwort nicht weiß, muss man die Kompetenz besitzen, sagen zu können, dass man es momentan nicht beantworten und erst nächste Woche die Antwort geben kann.

Die Einarbeitung hat viel Zeit in Anspruch genommen. Das Thema Elektrotechnik war doch schon viele Semester her und ich musste mich so einarbeiten, dass ich auch in der Lage war, die Thematik vor einer Gruppe von Studenten kompetent zu erklären. 

Wir haben Aufgaben gestellt, die die Studenten lösen mussten. Wenn es Probleme gab, haben sich die Studenten gemeldet und wir haben dann einzeln mit ihnen versucht, das Problem zu lösen. Irgendwann haben wir dann die Ergebnisse zum Vergleich an die Tafel geschrieben. Es war uns auch wichtig, möglichst praxisnah zu arbeiten. 

Ja meine Freundin, die Lehrerin ist. Es war sehr hilfreich, sich mit ihr darüber zu unterhalten. Mit ihr habe ich mein Konzept überarbeitet. Von ihr habe ich auch gelernt, dass der Einstieg sehr wichtig ist, um die Leute erstmal für das Thema zu begeistern. Das habe ich auch selber gemerkt, wenn man den Raum betritt und nur ein Arbeitsblatt zum Aufgabenlösung austeilt, dann hat eigentlich niemand Lust, das zu machen.

Über das Wochenende sollten die Studierenden Fragen sammeln und an uns übermitteln. Wir haben uns dann über WhatsApp die Themen zurechtgelegt und montags wurde die E-Mail mit den Themen rausgeschickt. So wusste jeder schon ein paar Tage vorher, was im Tutorium drankommen wird. 

Das Tutorium habe ich immer ca. einen Tag vorher vorbereitet.

Im Semester habe ich versucht, mich nicht komplett zu verausgaben, damit auch noch genügend Kraft vorhanden war, wenn die Prüfungen losgingen. Ich habe in die Prüfungsvorbereitung richtig Zeit und Energie investiert. Ich habe versucht, zeitig anzufangen, was auch wichtig ist und gerade von den Erstsemestern unterschätzt wird.  Allerspätestens sechs Wochen bevor es losgeht, sollte man mit dem Lernen beginnen. In der Prüfungszeit habe ich dann von morgens bis abends durchgelernt. Spätestens um 10 Uhr war bei mir aber Schluss, sodass ich auch noch schlafen konnte, was ebenfalls wichtig ist. Das Wochenende habe ich mir eigentlich immer freigehalten. Zeit für Erholung ist schon wichtig. 

Der Stoff an sich kann einem schon recht schwerfallen.  Wenn es doch etwas Komplizierteres ist, ist es schon eine Herausforderung, das fachlich kompetent und überzeugend zu erklären.  Schwierig ist es auch, wenn Fragen kommen, die eigentlich gar nicht zu dem Thema gehören und man es trotzdem erklären muss. Ansonsten habe ich bei komplizierten Fragen, die ich nicht sofort beantworten konnte, auf das nächste Tutorium verwiesen und habe ich mich bis dahin damit beschäftigt, sodass ich dann eine Antwort auf die Frage hatte.

Nein, gar nicht. Ich hatte immer den Eindruck, dass die Teilnehmer des Tutoriums dankbar waren. Manchmal sind die Leute einfach gegangen. Da habe ich mich schon gefragt, ob das Thema jetzt okay war oder ob es nicht gut war. Deshalb haben wir irgendwann auch nachgefragt, wie hilfreich das Tutorium ist.

...Tutorium erlebt hast und erzählen kannst?

Eigentlich war es bei uns relativ unpeinlich. Da fällt mir spontan nur eine Geschichte ein.

Es saß mal ein Student im Tutorium, der auch relativ bekannt ist. Ich hatte damals etwas an die Tafel geschrieben und er hat sich dann gemeldet und meinte: „Moment mal, ich komme am besten nach vorne.“ Er ist also aufgestanden, nach vorne gekommen und hat an der Tafel korrigiert, wie es eigentlich sein müsste und wie man es besser darstellen kann. Er hat sich auch total gut ausgedrückt und das gut gemacht. Als er sich wieder setzte, habe ich mich natürlich bedankt. Wobei ich ihn dann noch gefragt habe, wieso er überhaupt hier ist, wenn er das alles schon kann. Daraufhin meinte er nur: „Man lernt ja nie aus.“ und setzte sich wieder. Das war schon etwas gewöhnungsbedürftig, dass er auf einmal aufstand und es selber an der Tafel erklärte.