Good Practices

Good Practices

Lehre findet in der aktuellen Zeit in sehr unterschiedlicher Art und Weise statt. Zeit den Lehrenden und Laboringenieur/innen mal über die Schulter zu schauen! Auf dieser Seite finden Sie Einblicke in die Online-Lehre. Wir werden diese Serie regelmäßig erweitern.

 

Stochastikvorlesung zum Pausieren und Zurückspulen

Prof. Fabian Schwarzenberger von der Fakultät Informatik/Mathematik stellt seine Mathematikvorlesungen als Videoaufzeichnung zur Verfügung. Bei den meisten Vorlesungen verzichtet er dabei bewusst auf vorbereitete Folien und schreibt stattdessen alle Inhalte per Stift auf den Bildschirm. Durch das Videoformat haben die Studierenden die Möglichkeit die Vorlesung bei Bedarf zu pausieren oder zurückzuspulen.

Ich benutze eine Reihe von Tools, die aufeinander aufbauen. Die Vorlesung biete ich asynchron über Videos an. Zusätzlich gibt es Konsultationen über BigBlueButton oder MS-Teams. Der praktische Teil wie z. B. die Übungen finden live über Videokonferenzen statt. Mit der Plattform OPAL verwalte ich die dazugehörigen Veranstaltungen und nutze dort das Forum als Gesprächsplattform mit den Studierenden. Es gibt vorlesungsbegleitend Hausaufgaben mit Korrekturen, studentische Tutorien und Online-Tests über OPAL/ONYX.

Ich versuche den Studierenden immer wieder klar zu machen, dass Studieren etwas "Aktives" sein sollte. Der größte Fehler, den die Studierenden machen können, ist passiv an den Veranstaltungen teilzunehmen und zu denken, dass man schon bestehen wird, wenn man sich alle Videos und Übungen nur ausreichend oft angesehen hat. Es kommt vielmehr darauf an, den Stoff zu verstehen, Lösungen selbst zu entwickeln, zu diskutieren und Fragen zu stellen.

Damit die Studierenden bei Fragen nicht zögern, sondern Hilfe suchen, versuche ich die Hürde mich anzusprechen, möglichst niedrig zu halten. Da ich die Vorlesung in Videos ausgelagert habe, ist die wöchentliche Konsultation ein besonders guter Rahmen, um ohne Zeitdruck mit den Studierenden ins Gespräch zu kommen. Auch in den Übungen spreche ich die Studierenden gerne persönlich an und gehe dann jede Aufgabe mit einem weiteren Lehrenden durch.

Die größte Veränderung ist, dass ich nun alle meine Vorlesungen ausschließlich als Videoaufzeichnung zur Verfügung stelle. Dabei zeige ich Folien, spreche dazu und führe Rechnungen vor. Bei den meisten Vorlesungen arbeite ich gezielt ohne Power-Point-Folien. Hier schreibe ich die ganze Vorlesung im Video per Stifteingabe auf den Bildschirm. Die Studierenden sollen sich alles per Hand mitschreiben und erstellen so ihr Skript selbst. Jetzt haben die Studierenden den großen Vorteil, dass man mich „pausieren“ und „zurückspulen“ kann. Zusätzlich findet in der Vorlesungszeit eine Konsultation statt, bei der alle Fragen zu den aktuellen Videos besprochen werden. Ich nehme mir gerne die Zeit für jeden Einzelnen.

In den Live-Übungen werden Aufgaben passend zum Vorlesungsstoff gemeinsam besprochen und gerechnet. Da wir den Studierenden in den Übungen nicht mehr über die Schulter schauen können, gibt es in meinen Lehrveranstaltungen im Bachelorstudium seit Beginn der Online-Lehre wöchentlich eine abzugebende Hausaufgabe. Diese wird von mir korrigiert und mit Anmerkungen zurückgegeben. So werden die Studierenden zum selbstständigen Rechnen motiviert und erhalten zusätzlich noch persönliches Feedback.

Darüber hinaus gibt es seit diesem Semester wieder studentische Tutoren. Das kommt vor allem den Studierenden zu Gute, die sich im Bachelorstudium befinden. Hier haben die Studierenden die Möglichkeit, mit einem Kommilitonen aus dem höheren Semester weitere Aufgaben zu besprechen.
Außerdem biete ich begleitend zum Vorlesungsstoff einen Online-Test über OPAL/ONYX an. Damit habe ich bereits vor der Corona-Pandemie schon gearbeitet und gerade jetzt erfreuen sich dank der ausgeprägten Online-Lehre diese Tests wachsender Beliebtheit.

Die schriftliche Kommunikation organisiere ich fast ausschließlich über das Forum in OPAL. Das hat mehrere Vorteile: Jeder Kursteilnehmer hat ständig Zugang zu den fachlichen Fragen und Antworten, die während des Semesters anfallen. Studierenden, die sich noch unsicher beim Fragenstellen sind, wird klar, dass auch andere Fragen haben und auch wenn diese sehr grundlegend sind, immer eine freundliche Antwort von uns erhalten.

Ich habe das Gefühl, dass Studierende mit mehr Lernbedarf in diesen Zeiten leichter durch das Raster fallen. Da wir die Studierenden nicht mehr sehen, ihnen über die Schulter schauen können und sie direkt ansprechen können, sind sie selbst noch stärker in der Verantwortung, ihren eigenen Lernerfolg zu bewerten, zu evaluieren und ob sie Unterstützung benötigen. Hier haben es gerade Studienanfänger nicht leicht, sich zu trauen, aktiv auf uns zuzukommen.

Wahrscheinlich werde ich auch weiterhin die Videos zur Vorlesung zur Verfügung stellen, damit die Studierenden, die beim Vor- und Nacharbeiten des Stoffes nicht nur die schriftliche Form, sondern auch die mündlichen Erklärungen zur Verfügung haben. Dies wird mir auch in der Präsenzlehre mehr Freiheiten geben in den Veranstaltungen, auf die die Fragen und Bemerkungen der Studierenden einzugehen. Darauf freue ich mich schon. Außerdem möchte ich die Möglichkeit der Online-Hausaufgabenabgabe mit anschließender Kontrolle für die niedrigen Semester erhalten.

Kollaborative Gruppenarbeit im virtuellen Raum

80 Studierende der Wirtschaftswissenschaften der HTW Dresden und der TU Dresden arbeiteten gemeinsam an einer virtuellen Fallstudie zum Thema E-Mobilität in Dresden.

Prof. Ralph Sonntag und Prof. Wolfgang Sattler von der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der HTW Dresden führten im Wintersemester 2020/2021 gemeinsam mit Prof. Eric Schoop und Mattis Altmann der TU Dresden eine virtuelle fallstudienbasierte Lehrveranstaltung in einem hochschulübergreifenden Modul durch.

Für Studierende ist es wichtig, dass diese an Themen arbeiten, die zukunftsgestaltend sind. Vor diesem Hintergrund haben wir überlegt, das Thema Elektromobilität und Plattformökonomie als Fallstudie zu behandeln. Dabei entwickelten die Teilnehmenden in Kleingruppen Plattform-Geschäftsmodelle, die in mehreren virtuellen Events von einer Jury aus Professor*innen und Dozent*innen beurteilt wurden und am Ende eine geschärfte Projektskizze ergaben. So wurden insgesamt 12 Gruppen mit 5-7 Teilnehmenden gebildet, die durch 3 qualifizierte E-Tutor*innen während des gesamten Projektzeitraums begleitet wurden. Wichtig war, dass die Gruppen fachlich heterogen und hochschulübergreifend gebildet wurden, so wie auch später die Studierenden im Berufsleben in Projektgruppen arbeiten werden.

Die Gruppen organisierten ihre Zusammenarbeit eigenständig und machten von den Werkzeugen innerhalb von Microsoft Teams Gebrauch. So hielten die Kleingruppen zahlreiche virtuelle Videomeetings ab, nutzten einen gemeinsamen Kalender, kommunizierten via Chats und Threads und bearbeiteten (teils synchron) Dateien. Es gab insgesamt 3 verschiedene Rollen zu vergeben – Projektmanager*in, Projektreporter*in und mehrere Projektmitglieder. Die Teilnehmenden teilten die Aufgaben und Rollen eigenständig auf. Die Kleingruppen entwickelten Plattform-Geschäftsmodelle zum Thema E-Mobilität konkret für die Region Dresden. Sie wurden in insgesamt 9 Phasen an die Thematik herangeführt und stellten ihre Ideen in 2 Workshops in 10-minütigen Pitches vor.

Interessant war, dass die Teams dynamisch und souverän die gemeinsame Bearbeitung in Echtzeit auf einem virtuellen Whiteboard (Miro) vorgenommen haben. So haben die Studierenden parallel zu den fachlichen Themen ihre digitalen und überfachlichen Kompetenzen integrativ aufgebaut.

Zudem wurde der Workshop genutzt, um die Projektarbeit gemeinsam ausklingen zu lassen. Die Teilnehmenden konnten während der Fallstudienarbeit nicht nur soziale Kontakte über Hochschulgrenzen hinweg knüpfen, sondern auch ihre fachlichen Kompetenzen weiterentwickeln.

Außerdem mussten sich die Studierenden mit MS Teams als Kollaborationsplattform auseinandersetzen und konnten so technische und digitale Skills vertiefen. Es entstanden zahlreiche innovative Ideen, die durch eine intensive Betreuung und durch großes Engagement der Studierenden realisiert werden konnten.

Seitens der Studierenden gab es positives Feedback, dass diese Lehrveranstaltung aus einer Verquickung zwischen fachlichen Input, eigenständigen Lernen, Arbeiten in der Gruppe und die Behandlung einer interessanten aktuellen Fragestellung bestand. Durch die intrinsische Motivation der Studierenden, selbst etwas zu konzipieren, umzusetzen und dadurch Kompetenzen aufzubauen, wurde der Workload eher als überdurchschnittlich eingeschätzt.

Einzelne Studierende bemängelten, dass mehr Fachwissen durch „klassische Vorlesungen“ vermittelt werden sollten. Auf der anderen Seite gab es auch einige Studierenden, die gerade diese andere Form der Wissensaneignung präferierten.

Für die Zukunft planen wir eine Weiterentwicklung des Formats. Das Grundgerüst wird das gemeinsame kollaborative projektorientierte Lernen sein. In den Präsenzphasen sollen bewusst digitale Werkzeuge zum gemeinsamen Arbeiten genutzt werden. Das Lernen und die Vielfältigkeit sind der Kern, die reale oder virtuelle Umgebung kann flexibel wechseln. Dieses hybride Modell hat zudem Nutzen, dass Studierende, die nicht in Präsenzphasen teilnehmen können, so aktiv auch in der Präsenzveranstaltung eingebunden sind.

Wir freuen uns darauf.

Flipped Classroom in der Online-Lehre

Die Nutzung von asynchronen Elementen in der Online-Lehre wurde von vielen Studierenden positiv beurteilt.

Prof. Eva Rietze von der Fakultät Landbau/Umwelt/Chemie stellte im Wintersemester 2020/21 ihre Lehre in allen Modulen auf virtuelles Flipped Classroom um: Statt der Vorlesung gab es ein Video oder einen Lehrbrief zur selbstständigen asynchronen Erarbeitung der Lehrinhalte. In den Übungen wurden diese Themen dann gemeinsam in einer wöchentlichen Videoschaltung vertieft.

Im Wintersemester 2020/21 konnte ich erstmals einigermaßen störungsfrei BBB als Videokonferenzsystem nutzen (Server in Pillnitz). Dazu kam die Möglichkeit, Videos auf den Videocampus hochzuladen und mit Opal zu verknüpfen. Opal als Ablageordner und zum Gruppenmanagement nutze ich schon länger. Im Homeoffice arbeite ich mit einem Lenovo ThinkCentre mit 24 Zoll Bildschirm und habe eine langsame Internetverbindung. Deshalb lade ich Videos im Hochschulbüro hoch. Die Videoaufnahme erfolgte sehr einfach ohne Headset mit vertonten Powerpointfolien.

Grundsätzlich stellte ich die klassische Aufteilung 2 SWS Vorlesung und 2 SWS Übung in allen Modulen um.  Ersatz der Präsenzvorlesung war ein Video (mp4) oder ein Lehrbrief (aufbereitete Powerpoint als pdf). Der Ersatz für die Übung war eine wöchentliche Videoschaltung für Fragen, wobei vorbereitete, zusammenfassende Folien gezeigt wurden. Dadurch sollten sich die Studenten vor der Videoschaltung inhaltlich mit dem Stoff befassen, es war also eine Umstellung auf "flipped classroom".

Die Umstellung glückte nur bei geschätzt etwa der Hälfte der Studenten. Weiterhin kam es immer noch zu Störungen in der Internetverbindung, oft lag es an der Leitung oder der Technik der Studenten. Nach der Evaluation zu urteilen, liefen die Module dann doch ganz gut. Das lag sicher auch an der asynchronen Bereitstellung der Lehrmaterialien, die viele Studenten positiv beurteilten. Teils sahen die Studenten die virtuellen Möglichkeiten sehr positiv, teils wurde die praktische Anschauung und der persönliche Kontakt vermißt.

Ein Dank an das Didaktik-Team und das Opal-Team für die jederzeit schnellen Antworten auf Hilferufe sowie das Rechenzentrum und unseren Administrator in Pillnitz für die Geduld mit mir.

Praktikum im Wohnzimmer mit dem „Messtechnikkoffer“

Ein speziell entwickelter „Messtechnikkoffer“ bringt den Studierenden das Praktikum ins Wohnzimmer.

Prof. Gunther Naumann und Laboringenieur Patrick Otto von der Fakultät Maschinenbau überlegten sich eine Möglichkeit, die Inhalte das Praktikums der Lehrveranstaltung „Computermesstechnik“ trotz Online-Lehre den Studierenden anschaulich zu vermitteln. Dazu entwickelten sie einen "Messtechnikkoffer" und bauten diesen in dreizehnfacher Ausführung auf. Prof. Gunther Naumann erklärt, wie sie auf die Idee gekommen sind und wie das Ganze praktisch umgesetzt wird.

Diese Idee haben wir zusammen im Team entwickelt. Der Grundansatz war: Wir lassen im „Corona-Semester“ kein Praktikum unter den Tisch fallen. Mit dem „Messtechnikkoffer“ kann ich gemeinsam mit zwölf Studierenden das Computermesstechnik-Praktikum online, aber quasi doch wie in Präsenz durchführen.

In der Vorlesung und dem dazugehörigen Praktikum erlernen die Studierenden die Grundlagen der Computermesstechnik und den Umgang mit der Software LabView. Die Software liegt uns an der HTW Dresden in Form einer Campuslizenz mit der "Student-Install-Option" vor. Deshalb ist es für jeden Studierenden möglich LabView auf dem eigenen Rechner zu Hause zu installieren. Vor dem Online-Praktikum wurden noch zwei Online-Einführungskurse zu LabView angeboten.

Die „Messtechnikkoffer“ werden für 14 Tage an eine Praktikumsgruppe mit max. 12 Studierenden übergeben. In dieser Zeit finden zwei begleitende Online-Lehrveranstaltungen statt. Die Studierenden haben dafür die Hardware in Form des "Messtechnikkoffers" zu Hause. Über eine Videokonferenz programmieren und diskutieren die Studierenden dann gemeinsam mit mir. Wir führen dabei insgesamt vier Grundlagenversuche durch und arbeiten uns tiefer in LabView ein. Die verbleibende Zeit kann für das Selbststudium sowie die Programmierung und Umsetzung eigener Projekte genutzt werden. Nach 14 Tagen werden die "Messtechnikkoffer" kontaktlos an die nächste Gruppe übergeben. Über das Semester verteilt können wir auf diese Weise ca. 60 Studierenden ihr Computermesstechnik-Praktikum anbieten.

Den Messtechnikkoffer zu entwickeln und dreizehnmal aufzubauen war sehr aufwendig und dauerte fast drei Monate. Doch der Aufwand hat sich gelohnt und die Hochschule hat uns mit entsprechenden Sondermitteln dazu unterstützt. Finanziert wurde das Projekt aus dem Fonds der Online-Lehre der HTW Dresden.

Prof. Gunther C. Stehr (Fakultät Maschinenbau)

Prof. Gunther Stehr hilft mit digitalen 3D-Modellen im Grundlagenfach Konstruktionslehre dabei das räumliche Vorstellungsvermögen seiner Studierenden zu unterstützen.

Konstruktionslehre ist ein Grundlagenfach und wird daher zu Beginn des Ingenieurstudiums gelehrt. Die technische Zeichnung ist dabei das hocheffiziente Hauptkommunikationsmittel, sozusagen „die bildhafte Sprache des Ingenieurs“. Die Fähigkeit, Skizzen von Bauteilen und späterhin auch normgerechte technische Zeichnungen erzeugen zu können, mindestens aber diese treffsicher interpretieren zu können, muss jeder Ingenieur aufweisen.

In der Lehre werden einfache Musterbauteile benutzt, um die Fähigkeit zu erlernen, einen 3D-Körper in 2D zeichnen zu können in den üblichen Standardansichten (Vorderansicht, Draufsicht, Seitenansicht). Das ist zuweilen gar nicht so einfach, denn ein gebogener Draht wird dann beispielhaft einfach nur zu einem abgewinkelten Strich. Auch wird damit das Skizzieren von Bauteilen in einer Projektion (z.B. isometrische Darstellung) geübt. In der Konstruktionslehre werden also hohe Anforderungen an das räumliche Vorstellungsvermögen der Studenten gestellt.

Bisher wurden in Präsenzveranstaltungen reale Bauteile (z.T. im 3D-Drucker hergestellt) in den Studentengruppen während der Übungen herumgereicht, was nun durch die Online-Lehre leider nicht mehr möglich ist. Dieses Problem wurde nun so gelöst, dass zahlreiche einfache, oder z.T. etwas komplexere Bauteile digital in einem 3D-CAD-Programm erzeugt und in ein einfach zu handhabendes PDF-Dokument exportiert wurden. Diese werden dann während der Online-Veranstaltung am Bildschirm verwendet. Die Bauteile können dann „vor den Augen der Studenten“ in alle möglichen Positionen gedreht werden, um die entstehenden Konturen oder auch die verdeckten Details in den verschiedenen Ansichten anschaulich darzustellen.

 

Glücklicherweise werde ich bei der Erstellung der 3D-Modelle durch einen Praktikant unterstützt, dem ich auch auf diesem Weg herzlich danken möchte. Sein Name ist Bohao ZHANG. Er hat bereits an der Zhejiang Universität für Wissenschaft und Technik in Hangzhou (China) 2 Jahre das Fach Mechanics studiert und ist jetzt an der HTW bei den Fahrzeugtechnikern eingeschrieben.

Prof. Jens Schönherr (Fakultät Elektrotechnik)

Prof. Jens Schönherr gibt Online-Vorlesungen und Online-Konsultationen sowie Übungen zu denen die Studierenden ihre Lösungen digital zur Korrektur einreichen können.

Als Werkzeug für die Online-Lehre nutze ich derzeit Adobe Connect via DFN. Je nach Modul nutze ich verschiede Formate: Es gibt Online-Vorlesungen mit Vorführung von Software sowie Online-Konsultationen und Übungen mit zusätzlichen Vorlesungsskripten oder Textpassagen aus Lehrbüchern. Die Lösungen der Übungsaufgaben können von den Studierenden digital eingereicht werden und werden anschließend von mir korrigiert zurückgeschickt. Außerdem stelle ich nach den Übungen auch Musterlösungen bereit.

Adobe Connect hat, neben der Möglichkeit Dokumente zu zeigen und Bildschirminhalte zu teilen, eine Whiteboard-Funktion, die ich mit meinem Laptop (Convertible) und Pen nutze. Generell erlaube ich es den Studierenden sich per Mikro zu Wort zu melden, was von den Studierenden sehr diszipliniert genutzt wird. Bei Veranstaltungen mit vielen Studierenden verwende ich zusätzlich die Abstimmungsfunktion in Adobe Connect für Interaktionen.

Ein Studienplan gibt für jede Woche die Abschnitte im Stoff an, die von den Studierenden anhand eines vollständigen Skripts bearbeitet werden sollen.

Außerdem haben die sehr schnell erstellte neue Webseite zum Online-Lehren und die Hilfestellungen durch das Service-Team Lehre den Start in das digitale Semester aus dem Homeoffice heraus deutlich erleichtert.

Das direkte, non-verbale Feedback fehlt natürlich.

Besonders im April gab es Engpässe bei dem genutzten Adobe Connect. Daher hatte ich zunächst auf Online-Vorlesungen verzichtet. Die neue BigBlueButton-Lösung schafft hier hoffentlich Abhilfe. Allerdings erschließt man sich die Funktionen nur stückweise und für das Ausprobieren braucht man immer einen Kollegen. Möglicherweise würden jetzt kleine Schulungen helfen, um strukturiert in BigBlueButton einzusteigen.

Das Whiteboard ist viel kleiner als eine echte Tafel und kann nur sehr eingeschränkt neben Bildern verwendet werden. Was im Hörsaal nebeneinander gezeigt werden kann, geht online nur nacheinander. Außerdem arbeitet das Whiteboard ungenau, so dass die Schrift oft schlecht lesbar ist und Skizzen sehr „wackelig“ aussehen.

Die Teilnahmezahlen an den Online-Veranstaltungen sind recht niedrig und im Verlauf eher gesunken. Leider wurde auch die Möglichkeit, die eigenen Lösungen der Übungsaufgaben von mir korrigieren zu lassen, nur zu Beginn des Semesters genutzt.

In Form einer kleinen Umfrage habe ich Feedback von den Studierenden eingeholt. Prinzipiell wird ein Skript, welches den Vorlesungsinhalt 1:1 darstellt, sehr begrüßt. Allerdings ist der Aufwand fürs Lesen und Durcharbeiten recht hoch. Es fällt den Studierenden beim Lesen schwerer das Wichtige herauszufiltern als in einer Vorlesung. Daher habe ich zur Unterstützung zu allen Abschnitten Schwerpunkte benannt oder Kontrollfragen bereitgestellt.

Der Selbststudienplan hilft bei der Organisation des Studiums.

Da sich auch die Studierenden in die Werkzeuge einarbeiten müssen, bevorzugen sie eine Vereinheitlichung der Tools an der Hochschule. Dies sollte durch die BigBlueButton-Lösung erreicht werden.

 

Prof. Kristina Kelber (Fakultät Elektrotechnik)

Prof. Kristina Kelber lehrt in diesem Semester die Module Signale und Systeme sowie Signalcodierung online.

Die Lernplattform OPAL nutze ich in bewährter Weise für das Bereitstellen von Materialien und für Organisatorisches. Neu hinzugekommen sind dort Foren, Upload-Ordner für die Studierenden, Musterlösungen zu Aufgaben sowie Infoboards, über die Aufgaben und Termine kommuniziert werden.

Gestartet bin ich in das Semester mit einem Flipped Classroom-Ansatz mit wöchentlichen Zoom-Konsultationen. Im 6. Semester lief dies ganz gut, im 4. Semester nicht so. Auf Wunsch der Studierenden nutzen wir inzwischen jeden Block im Stundenplan für ein Zoom-Meeting mit Vorlesungsanteilen, Übungsaufgaben und Raum für Fragen und Diskussionen. Zoom bietet mit den integrierten Werkzeugen dafür vielfältige Möglichkeiten und läuft stabil.

Zusätzlich setze ich gern MATLAB zum anschaulichen Visualisieren von Lehrinhalten ein. Inzwischen habe ich auch zwei Praktikumsversuche damit nachgebildet, so dass jeder Studierende diese auf seiner eigenen Hardware durchführen konnte. Für Kolloquium, Einführung und Auswertung haben wir dabei Zoom verwendet.

Ich beobachte, dass ein Großteil der Studierenden sich intensiv mit den Lehrinhalten beschäftigt und sich inzwischen auch aktiv an den Zoom-Meetings beteiligt. Die hochgeladenen Lösungen der Studierenden sind überwiegend von guter Qualität und erfordern meist nur wenige Korrekturen.

Im Vorlesungsteil fehlt mir vor allem die direkte Rückmeldung, die im Hörsaal an den Gesichtern und den Reaktionen der Studierenden ablesbar ist. Inzwischen behelfe ich mir mit regelmäßigen Zwischenfragen, die alle Studierenden symbolisch mit Ja oder Nein beantworten können.

Wünschen würde ich mir auch, dass alle Studierenden über die technischen Voraussetzungen verfügen, um selbst aktiv an der Online-Lehre teilzunehmen. Insbesondere beim Kolloquium stößt man ohne Mikro schnell an Grenzen. 

Ein Teil der Studierenden ist mit dem Selbststudium für viele Module und der eigenen Zeitplanung überfordert. Der Wechsel vom Flipped Classroom-Ansatz zurück zu Vorlesungs-, Übungs- und Praktikumsanteilen hat hier gutgetan.

Wir sind regelmäßig im Gespräch, um gemeinsam einen guten Weg zu finden und Probleme auszuräumen. Die Studierenden haben sich einen der Präsenzlehre möglichst ähnlichen Weg gewünscht, der sich mit den genannten Tools ganz gut nachbilden lässt. Sie schätzen vor allem die direkte Rückfragemöglichkeit während der Zoom-Meetings und auch das persönliche Feedback zu den hochgeladenen Aufgaben. Nun freuen sie sich darauf, die verbleibenden Versuche direkt im Labor durchführen zu können.

Prof. Sven Zeisberg (Fakultät Elektrotechnik)

Prof. Sven Zeisberg ist für Online-Vorlesungen und -Übungen auf MS Teams ausgewichen und freut sich nun darauf die notwendigen Praktika auch wieder an der HTW durchführen zu dürfen.

Ich nutze OPAL als Dateiablage für Organisatorisches und Vorlesungsfolien, als Kommunikationsplattform sowie als Plattform für Tests und Prüfungen. Für Online-Vorlesungen und - Übungen (beides interaktiv) nutze ich MS Teams im normalen Stundenplanraster. Die Lehrveranstaltungen werden nicht aufgezeichnet.

Sämtlicher für die Präsenzvorlesungen und Übungen geplanter Stoff konnte bisher alternativ online vermittelt werden. Die Verbindungsqualität in MS Teams ist erstaunlicherweise durchweg sehr gut und das interaktive Arbeiten, sowohl via Audiokommunikation als auch via Chat, ist online gut möglich.

Leider verliefen erste Versuche zur Nutzung der Videokonferenztools des DFN für die Online-Lehre absolut unbefriedigend, da die Kapazität unzureichend war.

Eine weitere Hürde stellte die unzureichende Dokumentation der Test- und Prüfungsfunktionen in OPAL und ONYX dar. Es war sehr viel Probieren notwendig. Hier hätte ich mir Beispiele für Online-Tests und -Prüfungen gewünscht.

Als ungünstig erwies sich bisher auch, dass die Whiteboardnutzung in MS Teams nur möglich ist, wenn alle Teilnehmer angemeldet sind. Dies ist aus praktischer Sicht zu umständlich.

Die Studierenden gaben in einer von mir erstellten Online-Umfrage relativ positive Rückmeldungen. MS Teams wird als gutes Tool bezeichnet. Das strukturierte interaktive Arbeiten laut Stundenplan (trotz Online-Format) wird von den Studierenden ebenfalls als positiv bewertet.

Speziell für mich gilt, dass sich meine Praktika relativ schlecht online abbilden lassen. Daher war es genau der richtige Zeitpunkt, dass wir seit Anfang Mai wieder Praktika an der HTW durchführen dürfen. Unter Einbeziehung der ursprünglich lehrveranstaltungsfreien Tage und einem entsprechend angepassten Plan wird es uns gelingen, alle geplanten Praktika im Fach Mikroprozessortechnik im Semester durchzuführen.

Dafür auch noch einmal mein herzlicher Dank an die beteiligten Laboringenieure Herrn Huhle und Herrn Staat und die Studierenden, die diese Änderungen durchweg konstruktiv unterstützt haben.

Philipp Schöne (Fakultät Landbau/Umwelt/Chemie)

Philipp Schöne, IT-Administrator der Fakultät Landbau/Umwelt/Chemie, stellt in einem kurzen Video einen Überblick zur aktuellen Situation an seiner Fakultät dar.

Raphael Borkert (Fakultät Maschinenbau)

Raphael Borkert betreut die Studierenden der Fakultät Maschinenbau innerhalb des Praktikums „Nutzfahrzeugtechnik“ sowie in einigen anderen Modulen. Aktuell finden die Praktika als Onlineveranstaltung statt.

Primär verwende ich die bereits intensiv genutzte Plattform OPAL. Die gesamte Organisation und Planung läuft darüber. Auch Protokoll Ab- und Rückgabe, samt Bewertung erfolgt hier. Zur besseren Vorbereitung werden kleine Tests im OPAL angeboten. Mit diesen können sich die Studierenden in Verbindung mit den Praktika Anleitungen in die Thematik einarbeiten. Bei Fragen steht ein Forum zur Verfügung.

Das eigentliche Praktikum erfolgt dann „live“ aus dem Labor. Genutzt wird für die Übertragung die Software „Microsoft Teams“, da dieses Tool gut ausgebaut ist und sehr stabil läuft. Auch größere Übertragungen mit vielen Teilnehmern sind erfahrungsgemäß kein Problem. Da diese Software von vielen Kollegen in der Fakultät benutzt wird, haben die Studierenden auch damit keine Probleme mehr. Neben dem Teilen von Präsentationen, Versuchsanleitungen und Messwerten kommt das Smartphone als mobiler Vorführer zum Einsatz. Als Gast angemeldet kann so die Kamera und das Mikrofon genutzt werden, um den Studierenden die Versuchsstände zu erläutern, Komponenten zu zeigen oder eben aktiv Messwerte aufzunehmen. Diese tragen die Studierenden dann in ihr Protokoll ein, ganz so wie bei der Präsenzveranstaltung.

Die Software hat bis jetzt immer gut funktioniert. Keine Veranstaltung musste unterbrochen oder ausgesetzt werden. Die Übertragung von Bild und Ton passt ebenfalls und auch der Rückkanal, also Fragen der Studierenden kommen direkt an und können geklärt werden. Sehr Vorteilhaft ist die Smartphone-Kamera, um Details zu zeigen und zu erläutern.

Im virtuellen Praktikum fehlt natürlich die direkte soziale Komponente. Die Studierenden können die Versuchsstände nicht selber bedienen, oder Komponenten und Schnittmodelle in die Hand nehmen. Das Vorführen ersetzt nicht das eigenständige praktische Vorgehen der Studierenden während eines realen Praktikum.

Auch ist es schwierig zu wissen, ob alle Teilnehmer mitkommen. Viele trauen sich nicht, Fragen zu stellen.

Bis jetzt gab es viel Lob und konstruktive Kritik. Die Studierenden erkennen den großen Aufwand, ihnen das Praktikum auf diese Weise zu ermöglichen, an. Auch die eingereichten Protokolle spiegeln dies wider. Sie sind auf dem gleichen Level, wie die Protokolle bei klassischer Durchführung.

Das Angebot eines wirklichen live Praktikum über die Onlinekonferenz ist sehr aufwendig. Neben den bisherigen Vorbereitungen müssen auch alle Dinge für die Übertragung geplant, getestet und umgesetzt werden. Innerhalb der Veranstaltung arbeiten wir immer zu zweit, da zwei Hände für die Durchführung und Übertragung mit Kameraführung usw. nicht ausreichen.

Die Praktika müssen neu konzipiert werden. An welchen Stellen können die Studierenden eingebunden werden? Wo sind gezielte Fragen sinnvoll? All das muss gut strukturiert werden, um während der Veranstaltung keine Probleme zu bekommen oder die Teilnehmer zu überfordern. So können die Studierenden aktiv mitmachen und vergessen fast, dass sie gar nicht vor Ort sind.

Prof. Ralf-Dieter Rogler (Fakultät Elektrotechnik)

Prof. Ralf-Dieter Rogler hat sich im digitalen Sommersemester für eine synchrone Online-Lehre entschieden, um der Präsenzlehre so nah wie möglich zu kommen.

Es war meine Prämisse der jahrhundertealten Tradition der Präsenzlehre so nah wie möglich zu kommen. Dazu habe ich mich zur synchronen Online-Lehre mit Adobe Connect entschlossen. Das Tool war an der HTW Dresden am Anfang und ist heute noch gelegentlich unzureichend verfügbar. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich auf Server befreundeter Universitäten ausweichen kann. Es gibt zu jeder Lehrveranstaltung eine WhatsApp-Gruppe, in der sehr kurzfristig der Veranstaltungslink versandt werden kann. Bisher musste nur eine von ca. 40 gehaltenen Veranstaltungen aus technischen Gründen ausfallen.

Während ich früher viele Gesichter ohne Namen kannte, kenne ich nun viele Namen ohne Gesichter.

Das Tool bietet fast alles, was ich im Lehrsaal auch brauche: Tafel, Beamer, Chat. Besonders nützlich hat sich mein WritePad erwiesen, an dem ich wie an der Tafel meinen Lehrinhalt entwickeln kann.

Günstig ist, dass ich nun beim Entwickeln nicht mehr mit dem Rücken zum Publikum stehe, so dass ich genauer und anhaltender am Tafelbild erklären kann. Da das Tafelbild deutlich kleiner ist als im Lehrsaal, ergibt sich jedoch eine leicht andere Vorlesestruktur zwischen freiem Erzählen und konzentrierter Detailarbeit.

In diesem Modus halte ich Lehrveranstaltungen und Übungen. Weiterhin habe ich Gäste zu Fachthemen als Gastvorleser eingeladen und die Studierenden werden in einem Lehrfach noch Fachvorträge halten.

Ich vermisse deutlich meine Bewegung, Gestik und Haptik. In der sitzenden Position neige ich dazu, die Inhaltsdichte hoch zu halten. Zu den für das studentische Auge entspannenden Mikropausen muss ich mich zwingen. Da ich die Studenten nicht sehe, weiß ich manchmal nicht, ob sie alles notiert haben und wechsle die Tafel zu früh. Hier muss ich längere Pausen lassen. Manchmal ist die Datenübertragung so langsam, dass es zu einem zeitlichen Versatz zwischen gesprochenem Wort und Bild kommt.

Da die Studierenden allein sind, sind keine Diskussionen untereinander möglich. Die Lehrveranstaltung ist damit deutlich frontaler. Das ist aus meiner Sicht der größte Mangel.

Deshalb lasse ich die Studierenden gelegentlich zu Wort kommen oder über Inhalte abstimmen. Weiterhin würde ich mir ein deutlich größeres WritePad wünschen.

Die Studierenden sind an regelmäßige Lehrveranstaltungen gewöhnt und vermissen diese sehr. Sie bemängeln vor allem die ausufernde Diversität der Lehrangebote.

Die Hochschule sollte sich um einen Standard bemühen, der sowohl organisatorisch, technisch als auch inhaltlich abgestimmt ist. Auf das Abhalten von Lehrveranstaltungen als Jour Fixe sollten wir nicht verzichten. Weiterhin sollten mindestens die praktischen Anteile der Lehrpläne in Präsenz realisiert werden. In Zukunft werden wir in die Lehrsäle zurückkehren. Spätestens dann brauchen wir technische Konzepte die Präsenzlehre mit der Online-Lehre zu verknüpfen.

Renate Rudat (Zentrum für fachübergreifende Bildung (ZfB))

Renate Rudat ist Lehrkraft für besondere Aufgaben am Zentrum für fachübergreifende Bildung (ZfB) und berichtet von ihren Erfahrungen mit der Online-Lehre.

Für meine Online-Seminare Englisch für Informatik, Englisch für Gartenbau und Deutsch als Fremdsprache nutze ich die Webkonferenz-Tools gotomeeting und BigBlueButton. Für externe Kommunikation bin ich auf Zoom, Microsoft Teams und Collaborate unterwegs. Meine treuen digitalen Freunde sind answergarden für Brainstorming, quizlet für Wortschatztraining, kahoot für Quizze, surveymonkey für Feedback, padlet und milanote für virtuelle Lernbereiche. Mich begeistern einfache, nutzerfreundliche Werkzeuge, die die Interaktion mit den Studierenden fördern und Farbe in meine Lehrveranstaltungen bringen. OPAL als Lernplattform dient mir und den Studierenden als Kursbibliothek und Mediathek und als Plattform für Dozenten- und Studierendenaustausch.

Ich nutze im Homeoffice meine HTW-Hardware bestehend aus Laptop, Tablet und Kopfhörer sowie ein Notizbuch. In diesem Semester verzichte ich komplett auf Ordner und Papier.

Die Mischung aus asynchronen und synchronen Lernphasen läuft aus meiner Sicht gut. Die wöchentliche synchrone Online-Präsenzlehre ist für mich und meine Studierenden wichtig, um eine Semesterstruktur zu etablieren, den persönlichen Kontakt aufzubauen und zu interagieren. Alle Ressourcen, insbesondere für die asynchrone Phase des Lernens, stehen auf OPAL zur Verfügung (wie auch schon vor Corona).

Mir ist inzwischen klar geworden, dass viele digitale Tools nicht für interaktive digitale Lernräume (digital classrooms) entwickelt wurden, sondern eher für Konferenzen, Beratungen und Vorlesungen. Das führt zu Einschränkungen, die wir bei der Auswahl mittel- und langfristiger Lösungen für die Lehre an der HTW berücksichtigen müssen. Die Krise ermöglicht es, intensive digitale Erfahrungen zu sammeln und unsere Bedürfnisse klarer zu sehen.  Ich wünsche mir, dass die Erfahrungen aller Lehrenden und Studierenden artikuliert und als Ressource für strategische Entscheidungen genutzt werden. Krisenlösungen sind nicht unbedingt die besten Dauerlösungen. Das betrifft z.B. die mittel- und langfristige Entscheidung zur Frage der Lernplattform als auch die Auswahl des Web-Konferenz-Tools. Ich habe im April/Mai im Rahmen einer kurzen Fortbildung des AKS sowie in gemeinsamen virtuellen Lehrveranstaltungen mit Studierenden der finnischen Partnerhochschule Karelia University of Applied Sciences die Plattform Moodle und das virtuelle Klassenzimmer Collaborate genutzt und konnte erkennen, dass diese Werkzeuge sehr viel Zukunftspotential haben für mobiles, agiles und interaktives Lernen und Lehren.

Meine Weggefährt*innen sind meine Kolleg*innen des ZfB. In vielen Lehrveranstaltungen arbeiten wir nach gemeinsam entwickelten Konzepten und können uns jetzt in der Krise effektiv und punktgenau unterstützen. Ich habe in den letzten Wochen oft erlebt, dass in kürzester Zeit aus einer ersten Idee fertige Lehrmaterialien für die virtuelle Lehre entstanden sind, die wir gemeinsam nutzen konnten. Besonders hervorheben möchte ich auch die Zusammenarbeit mit meiner finnischen Kollegin Kaija Sankila, die eine erfahrende Online-Dozentin ist. Wir haben gemeinsame virtuelle Lehrveranstaltungen durchgeführt und unsere Studierenden inspiriert, ihre Fremdsprachenkenntnisse anzuwenden und Gedanken und Gefühle auszutauschen. Das war für alle Beteiligten sehr eindrucksvoll.

Ich möchte mich bei Prof. Baierl, Institutsdirektor des ZfB, und Prof. Gestring, Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften, für ihre Unterstützung bedanken. Sie nehmen wahr, was wir an der Basis leisten, halten den Kontakt zu uns und klären wichtige Fragen für die Fortführung des Semesters.

Die Studierenden haben mich motiviert, neue Methoden auszuprobieren. Viele Studierende sind sehr aufgeschlossen und kooperativ.  Es lohnt sich, sich für sie und mit ihnen ins digitale Fahrwasser zu begeben. Es ist keine stumme Zuhörerschaft sondern es sind Akteure, die auch in dieser Ausbildungsform Verantwortung übernehmen sollen und wollen. Sie haben mir im Rahmen einer kleinen Umfrage zur Semesterhalbzeit das klare Signal gegeben: „Machen Sie weiter so!“. Danke!

Prof. Gudrun Lange (Fakultät Maschinenbau)

Prof. Gudrun Lange lehrt in diesem Semester Werkstofftechnik für Wirtschaftsingenieure und für Maschinenbauer.

Im Verlauf dieses Semesters habe ich die Art der Wissensvermittlung nach und nach den Gegebenheiten der fehlenden Vorortpräsenz angepasst. Die Lernplattform OPAL, die wir auch sonst zum Datenaustausch und zur Organisation unseres Praktikums nutzen, war dabei hilfreich und war für meine Belange hinsichtlich der Kapazität ausreichend.

Begonnen habe ich mit ausführlichen Anleitungen zu den Vorlesungen und Übungen in der Art eines Fernstudiums, dann habe ich audiounterstützte PowerPoint-Dateien erstellt. Onlinevorlesungen mit MS Teams und BBB waren der nächste Schritt. Da nicht alle Studierenden konstanten Internetzugang besitzen, stelle ich die audiounterstützten PowerPoint-Dateien parallel dazu zur Verfügung.

Bestandteil des Werkstofftechnik-Moduls für die Maschinenbauer ist ein Praktikum – eine Prüfungsvorleistung. Wir sind dabei die 5 Versuche mit ausführlichen Anleitungen, vielen Abbildungen, kleinen selbst aufge­nommenen Videos und Videos aus dem Internet digital zu gestalten und eine Auswertung in kleinen Gruppen online vorzunehmen.

Ich konnte an einigen Stellen „wir“ schreiben. Am Praktikum Werkstofftechnik sind neben mir 2 Kolleginnen beteiligt. Das macht die Umsetzung des Praktikums in das neue Format einfacher. Obwohl alle Kollegen/innen zeitlich stark eingespannt sind, finden wir immer jemand, der uns bei Hardware- und Softwareproblemen hilft. Überhaupt tut jede Form von Austausch gut.

Das größte Problem ist auch für mich die verminderte Rückkopplung. Mir fehlen die verstehenden (oder auch nicht verstehenden) Blicke der Studierenden. Ein Problem, was ich noch nicht lösen konnte: Ich habe eine Vielzahl kleiner Videos, die ich sonst gern in der Vorlesung zeige. In einigen Fällen gelingt es mir nicht, diese mit Ton online abzuspielen.

Wir haben einige positive Rückmeldungen – Danke! Die Beteiligung an den Online-Vorlesungen ist beim Maschinenbau ca. 20 %, bei den Wirtschaftsingenieuren noch geringer. Die Offline-Teilnahme kann ich nicht einschätzen.
Fürs Praktikum Werkstofftechnik haben sich allerdings ca. 75 % der Studierenden eingeschrieben und am 1. Praktikumsversuch auch teilgenommen.

Holger Kühne (Fakultät Maschinenbau)

Holger Kühne betreut die Studierenden der Fakultät Maschinenbau innerhalb des Praktikums „Hydraulik/Pneumatik“, das derzeit als Online-Praktikum abläuft. Das gestaltet sich etwas aufwändiger als eine Online-Vorlesung und kann nicht aus dem Home-Office „gesendet“ werden.

Ich nutze die Bildungsplattform Opal, mit der wir auch bisher viel gearbeitet haben. Die angelegten Kurse wurden für Einschreibung, Up- und Downloads der Protokolle und Versuchsanleitungen sowie Online-Bewertungen genutzt. Anfangs habe ich diese Kurse mit kleinen Selbsttests, mit ausführlich bebilderten Versuchsbeschreibungen und entsprechenden Messwerten für ein „Theoretisches Praktikum“ erweitert. Hinzu kam ein spezielles Forum in den Opal-Kursen zum Austausch mit den Studierenden zum Einsatz. Viele Messwerte müssen mit entsprechender Messtechnik aufgenommen werden, so dass eine Videovorführung mit anschließender Bereitstellung im Opal didaktisch wenig Sinn macht.

Da mittlerweile die Präsenzlehre an der Fakultät Maschinenbau gänzlich ausgesetzt wurde, blieb nur eine Live-Übertragung direkt aus dem Labor. Hierfür nutze ich das Programm „Microsoft Teams“. Vorteil dabei waren positive Erfahrungen von anderen Lehrkräften und der Aspekt, dass die meisten Studierenden der Fakultät bereits Mitglieder bei „Teams“ waren. Gearbeitet wird mit einem Notebook, mit dem man gut mit den Teilnehmern kommunizieren und mit dem man gemeinsam Auswertungen in Verbindung mit kleinen Präsentationen und Animationen besprechen kann. Hinzu kommt ein transportables Gerät (Smartphone), das als „Gast“ angemeldet wird und mit dem man nun direkt von den Versuchsständen „senden“ kann (mit Kamera und Mikrofon). Mein Kollege führt quasi als „Student“ den Versuch in verkürzter Form durch, ich filme und erkläre den Ablauf sowie die Messwerterfassung. Zudem wandern so unsere zahlreichen Funktionsmodelle per Direktschaltung ins studentische Wohnzimmer. Auch in der Nutzfahrzeugtechnik können wir direkt an Fahrzeugen bzw. speziellen Versuchsständen (z.B. Bremsenmodulwand) interessante und den theoretischen Vorlesungsstoff ergänzende Dinge den Studierenden vermitteln.

In den bisherigen Online-Praktika war eine studentische Beteiligung von 100% zu verzeichnen. Das System „MS-Teams“ arbeitet stabil, die direkte Kommunikation mit den Studierenden ist gut, Rückfragen können sofort geklärt werden. Auch die Teilnehmer können von ihrem Computer zum Beispiel ihre eigenen Lösungsansätze zeigen. Ein großer Vorteil ist, dass man sofort mit dem mobilen Endgerät im Labor unterwegs sein und Dinge zeigen kann, die man sonst umständlich erklären muss.

Ein Online-Praktikum ist kein reales Praktikum. Die Studierenden müssen nur zuhören und zusehen, können aber selbst nichts machen. Das heißt, der direkte Kontakt fehlt und ist auch durch nichts zu ersetzen. Die Studierenden nehmen zwar alle teil, aber viele verhalten sich stumm, wenn es Fragen zu beantworten gilt. Das ist, wenn man sich von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, anders.

Die Studierenden, die bis jetzt teilgenommen haben, konnten alles gut verstehen und auch mitverfolgen. Erste Protokolle sind durchaus positiv zu bewerten.

Der Aufwand für derartige Online-Praktika ist sehr hoch und bedarf einer gut strukturierten Vorbereitung. Es muss alles reibungslos ohne „Kunstpausen“ ablaufen. Man ist immer live geschaltet und benötigt quasi ein Drehbuch wie im Film. Stupides Ablesen führt zwangsläufig zum „logout“ von Teilnehmern. Das ist bei einer Videokonferenz einfacher als beim realen Praktikum. Hier kann keiner so einfach verschwinden.

Deshalb freue ich mich auf den Tag, wenn die Präsenzlehre wieder gestartet wird und Leben ins Labor kommt. Mein persönlicher Spruch, den ich gern zitiere, kommt jetzt besonders zur Geltung: „Erzähle mir und ich vergesse. Zeige mir und ich erinnere mich. Lass mich tun und ich verstehe.“ Derzeit ist leider nach dem zweiten Satz Schluss.

Prof. Thomas Rosenbaum (Fakultät Maschinenbau)

Prof. Thomas Rosenbaum hält in diesem Semester die Vorlesungen „Fertigungsmesstechnik “ und „Koordinatenmesstechnik“ sowie das Praktikum „Fertigungsmesstechnik“ in den Diplomstudiengängen des Maschinenbaus digital.

Ich verwende verschiedene Formate: Für die Vorlesung Fertigungsmesstechnik erstelle ich Videos sowie Übungsaufgaben, die ich im OPAL jeweils eine Woche vor der Vorlesung hochlade. Mit Hilfe der Videos können die Studierenden das bereitgestellte lückenhafte Skript ergänzen. Bis zum Vorlesungstermin können mir die Studierenden Lösungen für die aktuellen Übungsaufgaben zusenden, für die ich Bonuspunkte vergebe. Zum Vorlesungstermin fasse ich in einem Livestream noch einmal die wesentlichen Inhalte der aktuellen Videos kurz zusammen, überprüfe den Wissensstand der Studierenden mit einem Online-Quiz und zeige eine Beispiellösung für die Übungsaufgaben. Die Studierenden können über einen Chat jederzeit Fragen stellen und Rückmeldungen geben.

In der Vorlesung Koordinatenmesstechnik arbeite ich aufgrund anderer Rahmenbedingungen (Zertifikatserwerb) mit einem Livestream der Vorlesung, einer Videokonferenz zur Lernkontrolle sowie einen Chat als Rückkanal.

Für die Erstellung der Videos und der Livestream nutze ich Open Broadcast Studio, zum Schneiden der Videos Shotcut, als Online-Quiz Kahoot und als Rückkanal Tweedback. Nach Rückmeldung der Studierenden zur hohen Rechnerauslastung durch BBB verwende ich vorerst wieder Zoom für Videokonferenzen in der Vorlesung.

Die Notwendigkeit der Umstellung von Präsenz- auf Online-Lehre gab mir den entscheidenden Anstoß, das schon länger geplante Blended-Learning-Konzept endlich anzugehen. Ein Großteil der Studierenden ist mit dem Format sehr zufrieden und arbeitet motiviert mit. Ihre Hemmschwelle, Fragen zu stellen, liegt im anonymen Chat niedriger als in Präsenzveranstaltungen.

Von einigen Studierenden erhalte ich keinerlei Rückmeldung, so dass ich nicht einschätzen kann, ob sie mit dem Format zurechtkommen. Die Online-Lehre ermöglicht im Vergleich zur Präsenzlehre nur eingeschränkte Kommunikation, wesentliche Aspekte gehen verloren. Auch die Interaktion der Studierenden untereinander ist begrenzt. Die für den Lernprozess besonders wichtigen Praktika lassen sich online kaum sinnvoll durchführen.

Das Feedback der Studierenden ist laut einer Umfrage in Tweedback sehr positiv. Die asynchrone Lehre ermöglicht ihnen auch unter den teilweise problematischen individuellen Rahmenbedingungen, den Lernprozess zu einem selbst gewählten Zeitpunkt und im eigenen Tempo fortzuführen. Einigen hilft bei der Strukturierung ihres Lernprozesses auch die eingeschränkte Verfügbarkeit der Lernvideos, die jeweils nur 14 Tage online gestellt sind.

Prof. Jens Engel (Fakultät Bauingenieurwesen)

Prof. Jens Engel hält in diesem Semester zwei Kurse online. Eine Vorlesung im Modul Ingenieurgeodäsie der Fakultät Geoinformation und im Modul Geotechnik/Wasserbau 1 an der Fakultät Bauingenieurwesen das Fach Grundbau 2.

Alle Vorlesungen und Übungen werden online durchgeführt. Dafür nutzen wir BigBlueButton. Als Alternative zur Entwicklung von Inhalten an der Tafel benutze ich ein Graphiktablet. Die Tafelbilder werden im Anschluss an die Vorlesung in die Präsentationen eingearbeitet und stehen den Studierenden zur Verfügung. Belege und Übungsaufgaben können die Studierenden auf einem Server in personalisierte Verzeichnisse für Korrekturen und Konsultationen ablegen.

Die Lehrveranstaltungen finden zu den ursprünglich im Stundenplan ausgewiesenen Zeiten statt. Die Gruppe 1 hat z. B. die Übung am Freitag um 07:30 Uhr. Trotz der relativ frühen Zeit ist die Teilnahme bisher ausgezeichnet. Das BigBlueButton funktioniert zuverlässig.

Es fehlt allen Beteiligen die Routine im Umgang mit den neuen Werkzeugen. Dadurch geht einiges schief, was mit etwas mehr Übung klappen wird. Es ist schwierig zu beurteilen, was am anderen Ende der Leitung ankommt. Mit dem Smartphone sind zwar Live-Übertragungen möglich, z. B. von Führungen durch Labore, die technische Umsetzung erfordert aber das vorherige Ausprobieren. Einige Medienangebote benötigen anspruchsvolle Ressourcen, die bei den Studierenden nicht vollständig vorausgesetzt werden können. So war die Einbeziehung von Filmen z.B. nur teilweise erfolgreich.

Bisher gab es nur wenige Rückmeldungen, diese waren aber sehr positiv. Die meisten freuen sich, dass die Lehre überhaupt stattfinden kann und dass das auch ganz gut funktioniert.

Es wird schwierig sein, online und Präsenz zu kombinieren, weil die Teilnahme an einer Präsenzveranstaltung die Anwesenheit an der Hochschule, die an einer Online-Veranstaltung jedoch die Anwesenheit zu Hause erfordert. Eine Möglichkeit, unsere Kompetenzen auf dem Gebiet der Online-Lehre zu erhalten und auszubauen, könnte ein Angebot sein, bei dem Präsenzlehrveranstaltungen parallel für die, die nicht teilnehmen können, live online zur Verfügung gestellt werden, einschließlich der Möglichkeit, online per Chat, Ton oder Video teilzunehmen. Das erfordert noch einmal eine etwas andere Technik, da z.B. das Graphiktablet dafür nicht so gut nutzbar ist. Die Erprobung solcher Formate sollte technisch unterstützt und die Erfahrungen ausgetauscht werden.

Prof. Elena Klimova (Fakultät Informatik/Mathematik)

Prof. Dr. Elena Klimova hält aktuell vier Mathematik-Lehrveranstaltungen in den Bachelor-/Diplomstudiengängen Medieninformatik, Chemieingenieurwesen und im Fernstudium Elektrotechnik/Kommunikationstechnik.

Ich nutze verschiedene E-Learning-Formen: Ich stelle den Studierenden Skripte, Vorlesungsfolien und Videos bereit und führe Online-Lehrveranstaltungen durch.

Die Skripte umfassen sowohl die Theorie als auch die Aufgaben verschiedener Typen: Motivationsaufgaben, Aufgaben mit Musterlösungen oder mit Lösungshinweisen und Aufgaben zum Üben. Dank des Projektes „Studienerfolg“ entstehen hier ausführliche digitale Lernmaterialien.

Als Tools für die Online-Lehrveranstaltungen nutze ich BigBlueButton und Zoom. Ich melde mich mit zwei Geräten (Rechner und Tablett) an und kann so flexibel zwischen verschiedenen Lehrformen wechseln. Das ist für eine Online-Lehrveranstaltung mit vielen Formeln sehr hilfreich. Die Webcam ist die ganze Zeit an, sodass die Studierenden sehen, dass sie von einer lebendigen Person unterrichtet werden. Gleichzeitig teile ich den Bildschirm von Rechner oder Tablet:

Auf dem Rechner präsentiere ich Theorie, Software, Umfrage-Ergebnisse. Für Interaktivität sorgen immer wieder kurze Quizaufgaben, die ich mit Hilfe der Plattform Tweedback gestalte. So bekomme ich ein anonymes Echtzeit-Feedback und motiviere die Studierenden mitzudenken.

Auf dem Tablet schreibe ich wie an der Tafel. Mein Favorit zum Schreiben auf dem Tablett (auch in der Präsenzlehre) ist die App Nebo. Die App kann handgeschriebenen Text per Klick erkennen und in gedruckten Text umwandeln. So sieht die digitale Zukunft aus!

Damit sich die Studierenden den Stoff auch auf andere Weise (z.B. durch einen anderen Ansatz) beibringen können, stehen ihnen viele E-Learning-Materialien im Internet zur Verfügung. Als Orientierungshilfe habe ich eine kurze Webseitensammlung mit nützlichen Lernmaterialien inkl. Skripts, Videos, Mathematikforen und Online-Mathetools bereitgestellt.

Die Studierenden, die den Weg zum virtuellen Raum gefunden haben, sind motiviert und arbeiten sehr gut mit. Man bekommt per E-Mail so tiefgehende Fragen gestellt, dass man selbst sehr kreativ sein muss: Zum Beispiel zur Beantwortung ein Video drehen und hochladen.        

Studierende: Die Heterogenität, die in den Studentengruppen sowieso schon sehr ausgeprägt ist, hat sich durch die Situation noch deutlich verstärkt. Die Studierenden mit den größten Lernproblemen in Mathematik oder mit fehlender Motivation kann man nicht so gut erreichen. Für manche Studierende ist E-Learning wegen technischer Probleme oder der eigenen familiären Situation schwierig.

Lehrende: Online ist nicht einfach und geht auch nicht sehr schnell vonstatten.

Der Übergang in einen virtuellen Raum ist sehr aufwändig: Man muss digitale Werkzeuge durchtesten, mathematische Texte eintippen etc. Hochqualitative Online-Kurse werden meist von einem großen Team von Profis in speziell ausgestatteten Studios produziert. Als Ergebnis erhält man Videos in optimaler Auflösung mit qualitativ hochwertigem Ton, professionelle Nachbearbeitung, fachdidaktisch gut platzierte Interaktivitäten in den Videos, zusätzliche Lernmaterialien, Aufgaben im peer-to-peer-review, Tests usw. Diese professionellen Möglichkeiten stehen uns derzeit jedoch leider nicht zur Verfügung bzw. sind sie wegen der so plötzlich aufgetretenen Notwendigkeit von komplett digitaler Lehre aufgrund der Corona-Situation nicht auf die Schnelle umsetzbar.

Es fehlt ein natürlicher visueller Kontakt: Haben Sie schon mal 30-40 Minuten mit einem Bildschirm voller schwarzer Quadrate gesprochen? Für mich ist es eine große Herausforderung eine Vorlesung zu halten, ohne den Studierenden direkt in die Augen schauen zu können.

Durch die Notsituation haben wir als Lehrende neue Impulse bekommen, mehrere digitale Tools auszuprobieren, und sammeln neue Erfahrungen. Oft ist es learning-by-doing. Ich habe aber erlebt, wie viele Vorteile die digitale Lehre neben einigen Schwierigkeiten mit sich bringt. Gerne würde ich zur Präsenzlehre zurückkehren und sie mit den positiv bewerteten Elementen der digitalen Lehre bereichern.

Prof. Julia Krause (Fakultät Wirtschaftswissenschaften)

Prof. Julia Krause lehrt International Industrial Sourcing and Sales an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften. Sie bietet alle ihre Kurse digital an: Technischer Vertrieb, Supply Chain Management, International Trade Simulation und International Supply Chain & Sales Management für Masterstudenten.

Ich biete allen Studierenden zur üblichen Vorlesungszeit die Möglichkeit, an der Vorlesung und Übung mit Hilfe vom GoToMeeting-Conference-Tool teilzunehmen. Dieses Tool ermöglicht die Teilnahme von bis zu 200 Studierenden, was im Unterschied zu DFN-Conference sehr vorteilhaft für meine Veranstaltungen ist. Die Veranstaltungen nehme ich live auf. So können alle, die nicht live dabei sein konnten, der Veranstaltung später folgen oder sich bestimmte Passagen noch einmal anhören. Da der zugesandte Link dann nur eine Woche lang gültig ist, müssen sich die Studierenden das Video dann innerhalb einer Woche anschauen oder es sich runterladen. Da die Dateien sehr groß sind, ist leider das Speichern auf OPAL momentan unmöglich. Hier wünsche ich mir eine HTW-interne Cloud-Lösung, auf der alle Videos mindestens für die Dauer des Semesters gespeichert werden könnten und allen teilnehmenden Studierenden jederzeit zur Verfügung stünden.

Ich nutze auch gerne die Lernplattform Kahoot für Online-Quizze. Hier kann man in spielerischer Form und, wenn gewünscht, anonym (unter einem Pseudonym) den Stoff wiederholen und dabei im Wettbewerb zu anderen Studierenden Punkte sammeln. Es gibt genug Raum die Antworten zu begründen oder auszudiskutieren. Diese Form mögen viele Studierende sehr.

Für Übungen, bei denen man viel rechnen muss, habe ich mir einen Laptop mit Stifteingabefunktion angeschafft (Das haben auch bereits viele Studierende.). So kann ich komplexe Rechenaufgaben anschaulich präsentieren.  

Darüber hinaus kreiere ich umfangreiche „Workbooks“ zu einigen Veranstaltungen. Damit können sich die Studierenden auf das neue Thema vorbereiten, bzw. den Vorlesungsstoff selbstständig wiederholen.

Bei Online-Lehre kann jeder selbst entscheiden, ob er teilnimmt und wie aktiv mitwirkt. Es gibt keine Störungen und viele Studierende trauen sich zu, Fragen zu stellen und mitzudiskutieren. Das macht die Veranstaltung lebendig.

Im Seminar International Trade Simulation hatten wir in diesem Semester doppelt so viele Anmeldungen als zur Verfügung stehende Lizenzen. Wir wollten allen Studierenden, die den Wunsch hatten, am Spiel teilzunehmen, dies ermöglichen. Dies führte dazu, dass sich nun einige die Lizenzen teilen müssen. Dies empfand ich anfangs als schwierig, aber mittlerweile sind wir alle an diese Lösung gewöhnt. Und es bietet eine tolle Möglichkeit Kollaboration und Kommunikation untereinander weiter zu vertiefen.

Viele empfinden diese Art der Lehre als angenehm. Vor allem, wenn die Veranstaltung ab 17.00 Uhr stattfindet und man danach nicht noch nach Hause fahren muss. Ich habe sehr viele internationale Studierende, die in der ganzen Welt verstreut sind. Für sie ist der Online-Unterricht essentiell.

Einigen Studierenden fehlt der Kontakt zu anderen Kommiliton*innen. Auch ich wünsche mir manchmal, dass ich die Personen live sehe. Ich versuche alle Fragen immer direkt in der Veranstaltung zu beantworten, dennoch gibt es danach noch eine große Menge an Mails von Studierenden. Hier ist der Aufwand wirklich groß, aber ich versuche alle Mails zeitnah zu beantworten. Die meisten Sorgen haben die Studierenden in Bezug auf die Prüfung.

Im Großen und Ganzen kann man mit Online-Lehre viel Spaß haben. Wichtig ist, dass man aus jeder Situation immer versucht, das Beste zu kreieren. Mit Online-Lehre können Themen des agilen Managements, der Flexibilität, der digitalen Transformation und virtuellen Kollaboration sowie des Changemanagements den Studierenden sogar besser nähergebracht werden. Ich kann man mir vorstellen, diese Art der Lehre auch zukünftig stärker einzusetzen.

Prof. Karl Wild (Fakultät Landbau/Umwelt/Chemie)

Prof. Karl Wild lehrt Technik in Gartenbau und Landwirtschaft. Der Agrartechniker hält seine Vorlesung online über verschiedene Konferenztools oder streamt live über YouTube.

Alle meine vier Lehrveranstaltungen laufen im Sommersemester digital.

Ich halte Online-Vorlesungen via webex oder streame live über YouTube. Auf YouTube veröffentliche ich auch selbsterstellte Lehrvideos.

Besonders gerne arbeite ich mit der Plattform Mentimeter. Hier kann ich über unterhaltsame (und dabei lehreiche) Quizze den Wissensstand der Studierenden prüfen. Auf diese Weise erhalten ich schnelle und viele Rückmeldungen von den Studierenden.

Padlet ist vor allem hilfreich als Ersatz für die Übungen. In der Regel bedeutet „Übung“ bei mir das Arbeiten mit einer Landmaschine. Auf Padlet habe ich eine übersichtliche Video- (Maschinen im Einsatz, Maschineneinstellungen etc.) und Dokumentdatenbank erstellt. OPAL kann da nicht mithalten.

Eigentlich läuft alles gut. Probleme gab es höchstens mit der Tonübertragung/-qualität. Das haben wir gelöst, indem sich die Teilnehmer per Telefon in die Vorlesung einwählen konnten, sie aber per Bild noch am Bildschirm zu sehen waren.

Ich war überrascht von der großen Dankbarkeit der Studierenden. Dazu habe ich viele E-Mails erhalten. Sie haben besonders hervorgehoben, dass ich bereits ab dem 1. Tag des Sommersemesters mit den Online-Vorlesungen gestartet bin.

Ich fragte einen Studenten, warum er seine Fragen immer eintippt und nicht über das Mikrofon stellt. Darauf griff er zum Mikro und es war zu hören, warum: Er saß auf dem Traktor und säte Mais aus (Geld verdienen!). Es hat sich gezeigt, dass er nicht der Einzige ist. Da heute moderne Traktoren autonom fahren (da kann es einem schnell langweilig werden), kann man diese Arbeit wunderbar mit digitalen Lehrveranstaltungen verbinden. Das finde ich echt toll von den Studierenden. Das zeigt, welche Vorteile die digitale Lehre bringt.

Mir macht digitale Lehre viel Spaß und ich werde diese Form auch zukünftig nutzen, natürlich möchte ich aber keinesfalls auf Präsenzveranstaltungen verzichten.

Prof. Axel Toll (Fakultät Informatik/Mathematik)

Prof. Axel Toll hat die Professur für Betriebliche Informations- und Kommunikationssysteme/Datenbanksysteme inne. Aktuell laufen von ihm drei Lehrveranstaltungen online: zwei in den Bachelor- /Diplomstudiengängen der Informatik und eine Veranstaltung im Master der Fakultät Geoinformation.

Nach diversen Tests verschiedener Systeme halte ich wöchentlich drei Online-Vorlesungen in Microsoft Teams zu der im zentralen Stundenplan der HTW Dresden ausgewiesenen Zeit. Über die App Instant Webcam nutzte ich dabei mein iPhone als Webcam, womit auch Tafelbilder auf weißen Blättern in die Vorlesung integriert werden. Die Vorlesung wird live mitgeschnitten und anschließend zum Download bereitgestellt.

Zur Unterstützung bei der Lösung der Praktikumsaufgaben stehen die Betreuer über weitere Kanäle von Microsoft Teams und via Skype zur Verfügung. In diesen Tools können die Studierenden auch ihren Bildschirm mit uns teilen, womit die speziellen Fragen oft schnell geklärt werden können. Darüber hinaus wurden die bereits seit langem vorhandenen OPAL-Kurse weiter ausgebaut. Neben dem Bereitstellen von Skripten und Anleitungen kommen dort auch Wikis, Foren, Lehrvideos und Linklisten zum Einsatz.

Nachdem die Anlaufphase überstanden war, laufen die Lehrveranstaltungen reibungslos und stabil, auch dank des kreativen Einsatzes aller Beteiligten, insbesondere des Teams Datenbanksysteme und des Laborbereichs unserer Fakultät.

Bei der Onlinevariante der Vorlesungen vermisse ich das direkte Feedback der Zuhörer.

Es gibt das Feedback, dass sich Studierende die Organisation der Lehrveranstaltung Datenbanksysteme in Microsoft Teams auch für andere Lehrveranstaltungen wünschen.

Prof. Sebastian Aland (Fakultät Informatik/Mathematik)

Prof. Sebastian Aland hat die Professur für Modellierung / Simulation an der Fakultät Informatik/Mathematik inne und gibt in diesem Semester die Module "Parallele Algorithmierung" und "Informatik". Daneben betreut er einige Masterarbeiten und Promotionen.

Ich nehme all meine Vorlesungen mit dem Open Broadcast Studio auf, um die Lehre größtenteils asynchron zu halten. Dadurch versuche ich insbesondere Studierenden entgegenzukommen, die sich zurzeit in schwierigen privaten Situationen befinden. Um die Studierenden zu motivieren, die Vorlesung auch gedanklich konzentriert zu verfolgen, verwende ich lückenhafte Skripte, die ich im Video erkläre und ausfülle. Links zu den Videos, Skripten und Praktikumsaufgaben stelle ich über OPAL bereit. Die eigentliche Vorlesungs- oder Praktikumszeit nutzen wir dann für die direkte Kommunikation mit den Studierenden. Über ein Chat-Programm können sie Fragen stellen und oder um Hilfestellungen bitten. Das Chat-Programm, das wir verwenden ist recht flexibel, man kann auch Videobotschaften senden und Videokonferenzen halten – sowohl mit einer ganzen Studiengruppe als auch privat mit einzelnen Studierenden

Ich denke die asynchrone Lehre kann didaktisch sogar besser sein als Präsenzlehre. Studierende können die Vorlesung dann sehen, wenn sie Zeit haben und wann sie am besten aufnahmefähig sind. Sie können an schwierigen Stellen stoppen, um den Stoff in Ruhe zu durchdenken oder noch einmal zurückspulen. Auf der Videoplattform, die ich nutze, kann ich sehen, wie viele Studierende die einzelnen Vorlesungen sehen und wie lange sie jede Vorlesung im Durchschnitt geschaut haben. Das gibt mir ein gewisses Feedback, wie die Vorlesung ankam. Außerdem freue ich mich sehr über "Likes" :-)

Mir fehlt schon das direkte Feedback wie man es in einer Präsenzvorlesung erlebt. Direkte Interaktion mit dem Publikum während der Vorlesung, der Blick in die Gesichter, die motivierende Gruppendynamik – all das gibt es mit meiner Lehrform aktuell nicht. Aber auch den Studierenden scheint vieles schwer zu fallen. Ab und zu berichten mir Einzelne von technischen Problemen mit ihren Systemen, wo ich natürlich wenig helfen kann. Außerdem haben mir einige Studierende erzählt, dass es ihnen (auch ohne private Probleme) schwerfällt, sich zu Hause selbst zu motivieren und den heimischen Ablenkungen zu entgehen. Dies macht sich auch in der deutlich geringeren Zahl an Vorlesungs- und Praktikumsteilnehmern im Moment bemerkbar.

Prof. Andreas Franze (Fakultät Bauingenieurwesen)

Andreas Franze hat die Professur für Baumechanik und Baudynamik an der Fakultät Bauingenieurwesen.
Derzeit unterrichtet er online einen Grundlagenkurs im Fach Baumechanik und einen Masterkurs mit dem Titel Tragwerksanalyse.

Ich habe mich früh dafür entschieden ein völlig asynchrones Studieren zu ermöglichen, das heißt ich setze eher auf einen empfohlenen Arbeitsplan, der zu selbst gewählten Zeiten bearbeitet werden kann. Da ich bereits vorher meinen Grundlagenkurs im Format flipped classroom mit Videos bereichert hatte, konnte ich die Videovorlesungen daraus direkt für die Vermittlung der theoretischen Anteile verwenden. Ich habe sie noch durch zahlreiche Erklärvideos für Übungsaufgaben ergänzt. Für die Rückmeldung verwende ich ein Forum und demnächst wird es eine regelmäßige Online-Sprechstunde geben.

Im Masterkurs habe ich ein ausführlicher kommentiertes Skript mit kleineren Programmieraufgaben eingesetzt. Feedback konnte ich hier mit einem Online-Abgabeordner und einem Forum erreichen.

Natürlich bin ich für die Studierenden per Mail erreichbar und antworte deutlich schneller als im Regelbetrieb.

Eine kleine Umfrage unter meinen Studierenden ergab, dass etwa 20 bis 30% meiner Studierenden mit dem angebotenen Selbstlernkurs sehr gut zurechtkommen. Vor allem die Asynchronität und die Lernvideos werden sehr geschätzt.

Die Studierenden wünschen sich natürlich noch mehr direktes und unmittelbares Feedback. Wenn jemand in einem Seminar bei einer Aufgabe nicht weiterkommt, so genügt eine kurze Meldung, eine Gespräch und die Aufgabe kann weiter gerechnet werden. In meinem Lehrszenario erhalten die Studierenden die Antwort erst mit einigen Stunden Verzögerung. Auch Versuche lassen sich per Video oder Messdatenreihen nicht so gut erLEBEN wie in der Präsenzlehre.

Mir als Lehrenden geht es da nicht anders. Ich vermisse auch die direkte Rückmeldung, ob Inhalte verstanden wurden, oder ob noch weitere Erklärungen hilfreich wären. Da sich etwa 80% der Teilnehmenden gar nicht melden, ist es für mich unglaublich schwer, differenziert zu unterrichten. Online ist es für mich noch schwerer Studierende zu erreichen, die zurückhaltend oder verunsichert sind.

In einer kleinen Umfrage, was die Studierenden als lernförderlich und was als lernhinderlich sehen, gab es eine breite Streuung der Wünsche. Einerseits wurde der flexible Lernplan gelobt und andererseits wünschten sich Studierende mehr Fristen und Druck.

Es ist für mich sehr interessant zu beobachten, wie ich in Sachen Lehre wieder zum Anfänger werde. Es gibt für diese Situation einfach keine Blaupause, denn im Normalfall wird ein Übergang in den Onlinebetrieb ja vorab klar moderiert und vorbereitet und nicht innerhalb von wenigen Tagen umgesetzt. Dementsprechend sehe ich meine Kurse auch nicht als best practice, sondern eher als Prototyp, da ich sie ja bisher nicht über mehrere Phasen verbessert habe. In diesem Sinne wünsche ich mir von allen Seiten viel Verständnis und Mitgefühl für die Situation des jeweilig anderen. Ich verstehe Studierende, die beispielsweise zunächst mit sich selbst und ihrer Tagesplanung klarkommen müssen und denen es schwerfällt, das hohe Maß an Eigenmotivation, das solche Onlineangebote erfordern, aufzubringen. Gleichzeitig sehe ich auch meine Verantwortung, zwischen meinen ambitionierten Didaktikwünschen, der Kinderbetreuung und den eigenen Kraftreserven fair abzuwägen.

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