Fakultät Geoinformation

Praktisches Studiensemester

Hinweise zum Praktikum im Bachelorstudiengang Geomatik

Für das Studium ist kein Vorpraktikum vorgesehen.

Der Bachelorstudiengang enthält im 5. Semester ein achtzehnwöchiges Modul Betriebspraktikum (G 698), das in selbst gewählten Firmen oder Behörden des Geoinformationswesens, des Vermessungswesens oder der Kartographie in Deutschland oder zunehmend auch im Ausland absolviert werden kann.

Während des Betriebspraktikums werden die im Studium erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten durch Bewältigung berufspraktischer Aufgaben in einer Praktikumstelle erweitert und vertieft. Ziel ist es, die in der Praktikumsstelle anfallenden Arbeitsaufgaben auf dem Gebiet des Vermessungswesens, der Kartographie und/oder des Geoinformationswesens anfangs unter Anleitung und später zunehmend selbständig fachkompetent und effizient unter Einhaltung der Anforderungen der Auftraggeber zu erfüllen. Durch die Einordnung in den Arbeitsablauf der Praktikumsstelle wird die Berufspraxis in vollem Umfang kennengelernt und wesentliche Fach-, Methoden-, Sozial- sowie Selbstkompetenzen erworben. Hierbei sind insbesondere solche Kompetenzen zu erwerben, die in einer Hochschule nur bedingt vermittelbar sind. Dazu gehören Beziehungsfähigkeit, Kritikfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Flexibilität, Belastbarkeit und Teamfähigkeit.

Inhalt des Praktikums:

  • Durchführung eines Betriebspraktikums in einer Firma, einem Ingenieurbüro oder einer Behörde des Vermessungswesens, der Kartographie oder des Geoinformationswesens im weitesten Sinne im In- oder Ausland.
  • Ausführung von möglichst mehreren unterschiedlichen Arbeitsaufgaben in dieser Praktikumstelle entsprechend der dortigen Auftragslage.

Eine Teilung des 18-wöchigen Betriebspraktikums auf 2 Praktikumstellen ist möglich. Eine Absolvierung des Moduls im Ausland wird ausdrücklich empfohlen.

Abschließend erfolgt die Erarbeitung eines Vortrages über die Durchführung des Betriebs­praktikums oder eine spezielle Aufgabenstellung aus dem Betriebs­praktikums sowie die Präsentation des Vortrags vor der Seminargruppe einschließlich an­schließender Diskussion in der Seminargruppe.

 

 

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Praktikumsberichte unserer Studierenden

Kia Ora* – Mein Praktikum bei Plant and Food Research, New Zealand 2019/20

Bericht von Juliane Bührdel

Im Rahmen des Pflichtpraktikums im 5. Semester bin ich im WS19/20 dem deutschen Winter entflohen und auf die Südhalbkugel ins Land der Māori, Schafe, Kiwis und Hobbits geflogen. Insgesamt habe ich sechs Monate in Neuseeland verbracht und dabei mein Praktikum bei Plant and Food Research in Auckland und in Motueka absolviert.

Plant and Food Research ist ein Forschungsinstitut in Neuseeland, das das Augenmerk auf eine nachhaltige Produktion von qualitativ hochwertigen Obst-, Gemüse-, Pflanzen- und Lebensmittelprodukten legt. Während meines Praktikums arbeitete ich dabei in zwei Projekten mit: In Auckland ging es um die 3D Visualisierung der Ausbreitung von Krankheiten („Botrytis red“) zwischen Weinen in einem Weingut. Dafür habe ich den kompletten Arbeitsablauf erstellt sowie vor Ort das Weingut gescannt. In Motueka habe ich mit ArcGIS Pro und einzelnen Anwendungen von ArcGIS einen Arbeitsablauf zur Krankheitsdatenaufnahme („European Canker“) in Obstplantagen (Apfel) sowie deren Visualisierung zusammengestellt. Dafür verwendete ich ESRI Anwendungen wie Survey123 und Operations Dashboard und passte diese individuell auf die Bedürfnisse der Anbauer an. Aus den Ergebnissen meiner Arbeit entstand am Ende sogar eine kleine Publikation.

Am meisten habe ich während meines Praktikums die interdisziplinäre Arbeit im Forschungsinstitut genossen, d.h. neben den geodätischen Anwendungen auch viel über Pflanzen und Mikrobiologie zu erfahren. Natürlich hat auch mein soziales Umfeld meine Zeit bei Plant and Food Research geprägt und zu etwas Besonderem gemacht: Die „Kiwis“ haben eine unheimlich freundliche, offene und relaxte Mentalität, die man einfach lieben muss. Außerdem überzeugt Neuseeland auch mit seiner reichen Natur und atemberaubenden Landschaften, die ich dank einiger Reisen und Ausflüge entdecken konnte.
Letztlich kann ich jedem, den ebenfalls das Fernweh plagt, nur empfehlen, bei der Praktikumssuche vielleicht auch einmal über den Tellerrand hinaus und in andere Länder zu schauen. Denn sowohl die praktischen Erfahrungen auf Arbeit als auch die kulturellen Erlebnisse sind den Aufwand im Vorfeld absolut wert!

*Kia Ora ist die traditionelle Begrüßung der Māori (indigenes Volk Neuseelands) und in Neuseeland ein selbstverständlicher Bestandteil der Alltagssprache

Praktikum bei Laserscanning Europe GmbH, 2019/20

Bericht von Benjamin Rabisch

In meinem Studium stand das 5. Semester an, also das Praktikumssemester. Da ich vor dem Studium bereits eine Ausbildung zum Vermessungstechniker absolviert hatte, in dem ich ausschließlich mit Tachymetern gearbeitet habe, wollte ich mein Praktikum dazu nutzen, etwas Neues kennen zu lernen, nämlich das Arbeiten mit Laserscannern.

Die Firma Laserscanning Europe GmbH war hierfür eine naheliegende Option. Die Firma (gegründet vom ehemaligen HTW Student Eric Bergholz) hat fünf Standorte, die über Deutschland verteilt sind. Sie spezialisiert sich zum einen auf den Verkauf und die Vermietung von verschiedensten Laserscannern incl. Software und zum anderen auf Serviceleistungen wie Schulungen zu Hard- und Software. Zudem bietet Laserscanning Europe auch eigens durchgeführte Vermessungen und Auswertungen an. Generell ist das Ziel, der Ansprechpartener Nummer 1 in Sachen Laserscanning zu sein und bei allen Problemstellungen Lösungen anbieten zu können.

In meinem Praktikum war ich vor allem im Bereich Forschung tätig. Ich habe hierbei neue Laserscanner, mit denen wir bisher wenig Erfahrung hatten, getestet. Ziel war es hierbei neue Erkenntnisse über die Geräte zu erlangen, welche wir im Kontakt mit unseren Kunden benötigen würden. Da in Dresden lediglich die Modellierungsabteilung der Firma ansässig ist, war ich bei den Tätigkeiten im Bereich Forschung eher auf mich allein gestellt und habe die Testmessungen eigenständig durchgeführt und ausgewertet. Besonders intensiv habe ich mich mit dem Scanner „Teledyne Optech Polaris“ beschäftigt und hierfür Beispieldatensätze in Dresden und Umfeld generiert. Ich habe mit dem Scanner das Blaue Wunder innerhalb weniger Stunden eingemessen und später die Daten am PC ausgewertet. Resultat war eine registrierte und bereinigte Punktwolke, die wir unseren Kunden als einen Beispieldatensatz für den Polaris Scanner zur Verfügung stellen. Das gleiche gilt für mein Aufmaß der Dresdner Frauenkirche. Auch hier war das Ziel einen Beispieldatensatz für den Polaris zu generieren und zudem Erkenntnisse über den Scanner zu erlangen. Gelegentlich war ich auch an konkreten Messprojekten beteiligt, die nicht in den Bereich Forschung fielen, sondern auf klassischen Aufträgen von Kunden beruhten. Beispielsweise war ich somit an einem Aufmaß der Emporen der Dresdner Semeperoper beteiligt.

Ich habe viele interessante Aufgaben bekommen, die ich größtenteils eigenständig bearbeitet habe. Bei der firmeneigenen Messe „Bauscan 2019“ in Magdeburg habe ich zudem einen Vortrag über meine Erfahrungen mit dem „Teledyne Optech Polaris“ Scanner gehalten. Grundsätzlich kann man sagen dass mir während der Zeit nie langweilig wurde. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Verlauf meines Praktikums. Ich habe viel Neues kennengelernt. Das Betriebsklima hat mir ebenfalls sehr gut gefallen und ich kann mir gut vorstellen nach dem Studium für die Firma tätig zu sein.

3D-Funddokumentation im Landesamt für Archäologie Sachsen (11/2019 – 01/2020)

Bericht von Christian Wolfram

Im Rahmen meines Praktikums habe ich im Landesamt für Archäologie Sachsen in Dresden bei der 3D-Digitaliserung von archäologischen Funden mitgewirkt. Dabei werden die entsprechenden Objekte mit hochauflösenden Nahbereichsscannern wie z.B. einem Streifenlichtscanner erfasst, um möglichst genaue digitale Kopien zu erhalten, die u.a. zur Funddokumentation, für weitere Analysen oder zur Präsentation in Publikationen verwendet werden. Zum einen reizte mich der Umgang mit der hochgenauen Messtechnik, die eine Auflösung von bis zu 30 Mikrometern erreichen kann, was dem halben Durchmesser eines menschlichen Haares entspricht. Zum anderen bin ich geschichtlich interessiert und hatte so die Möglichkeit in direkten Kontakt mit Funden aus der Jungsteinzeit bis in das Spätmittelalter zu kommen, die später in Museen nur noch in Vitrinen zu sehen sind oder aus konservatorischen Gründen gar nicht ausgestellt werden können. Um einen Eindruck von den Ergebnissen dieser Arbeit zu bekommen, empfehle ich das Portal Archaeo3D des Landesamtes (www.archaeo3d.de), wo stetig neue 3D-Modelle bedeutsamer Funde aus Sachsen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

 

Studieren, wo Captain Jack Sparrow sein Unwesen treibt – 10 Monate in Trinidad & Tobago (09/2016 – 06/2017)

Bericht von Caroline Burkart

Wer träumt nicht davon, in einem Teil der Welt zu leben, in dem andere Menschen gewöhnlich ihre Urlaube verbringen. Mir war es gegönnt, diesen Traum zu erleben, denn ein Auslandssemester mit anschließendem Praktikum führte mich im September 2016 für 10 Monate an die University oft the West Indies, kurz UWI, in Trinidad & Tobago, dem größten Inselstaat der Kleinen Antillen in der Karibik.

Trinidad, die größere der beiden Schwesterinseln, ist eher weniger bekannt für karibische Traumstände und ist daher vom Tourismus noch recht unberührt. Tobago hingegen verfügt über alles, was man erwartet – kristallklares Wasser, kleine Buchten, herrliche Sandstrände, Rastafaris und Regenwald.

Die University oft the West Indies ist in St. Augustine gelegen, ca. 13 km östlich von der Hauptstadt Port of Spain in Trinidad. Der Campus St. Augustine ist einer von 3 UWI-Campus – 2 weitere befinden sich in Barbados und Jamaica.

Bevor ich nach Trinidad ging, wurde ich von vielen gefragt, wieso ich mir denn ausgerechnet dieses Land für ein Auslandssemester ausgesucht habe, wo doch die Karibik eher weniger bekannt ist für Ingenieurswissenschaften als vielmehr für Rum, Entspannen und fröhlichem Planschen im Meer. Doch die Karibik und im speziellen Trinidad ist vielmehr als nur ein Urlaubsparadies. Trinidads Geschichte und Kultur ist kolonialistisch geprägt, europäische Einfluss trifft auf die Traditionen der afrikanischen Einwanderer, die ehemals als Sklaven in die Karibik verschleppt wurden. Außerdem ist Trinidad das wohl am meisten indisch geprägt Land außerhalb Asiens auf dieser Erde, da viele indisch stämmige Menschen auf der Suche nach Arbeit nach Trinidad gekommen sind. Als Feiertage werden christliche, hinduistische und muslimische Feste begangen. Eben dieser Mix der Kulturen und die Neugier, wie Vermessung in einem von Deutschland so unterschiedlichem Land angegangen wird, stellte für mich den besonderen Reiz dar und ließ mich nach Trinidad & Tobago kommen und ich habe es keine Minute bereut.

Zunächst habe ich von September bis Dezember 2016 vier Kurse an der Faculty of Engineering, im Department Geomatics and Landmanagment aus dem zweiten und dritten Studienjahres des Bachelorstudienganges „Geomatics Engineering“ belegt. Die Kurse „GNSS – Global Navigation Satellite Systems“ und „Cadastral System“ waren nur teilweise neu für mich. So wurde in Letzterem Katastersysteme, wie sie in der Karibik geführt werden, erläutert, was doch recht anders ist als in Deutschland. Die Kurse „Integrated Surveying Design Project“ und „Hydrograhic Surveying“, waren so völlig neu für mich, da im alten HTW-Studiengang „Geoinformation und Vermessungswesen“, dem ich noch angehört habe, keine Projektarbeit inbegriffen war und auch Hydrographie, also Gewässervermessung, nicht gelehrt wird. Der Unterricht in englischer Sprache stellte eine geringere Herausforderung dar, als ich gedacht hätte, aber auch nach 4 Monaten fand ich es noch sehr schwierig, den ganzen Stoff auf Englisch zu lernen und dazu eine schriftliche Prüfung abzulegen. Mein Alltagsenglisch hat sich in diesen 4 Monaten aber definitiv schon sehr stark verbessert. Besonders stark konnte ich den Unterschied zwischen der Praxisorientierung der HTW und der eher theoretisch orientierten UWI erleben. Im Praktischen habe ich mich ein, zwei Mal an den Kopf gegriffen und gefragt, was meine Kommilitonen an der UWI gerade treiben, im theoretischen und selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten war ich aber definitiv diejenige, die noch Nachholbedarf hatte.

Ab Januar 2017 war ich dann als Praktikantin am UWI Seismic Research Centre, dem Seismologischen Research Institut der UWI tätig. Zunächst sollte ich mich mit der Aufbereitung von alten Daten aus GPS-Kampagnen beschäftigen. Im zweiten Teil konnte ich mich dann der Fernerkundung und damit der Vorbereitung meiner Bachelorarbeit widmen, in der es darum ging, Oberflächentemperaturen und der Strahlungswärmeenergie aus den thermalen Banddaten von Landsat-Satellitenbildern des geothermal aktiven Gebiets Sulphur Springs in St. Lucia in der Karibik zu bestimmen. Sehr spannend! Während der gesamten Zeit habe ich zunächst im ersten Teil in einem Studentenwohnheim mit geteilten Zimmern auf dem UWI Campus und danach in einer studentischen Unterkunft mit Einzelzimmern direkt neben dem Campus gelebt. Ich habe die Chance bekommen Kontakte zu Menschen aus vielen karibischen Ländern